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INTENSIVTEST: KIA STINGER GT-LINE 2.0 T-GDI

INTENSIVTEST: KIA STINGER GT-LINE 2.0 T-GDI

Bundesliga-Überraschung

Ein Raum- und Geschwindigkeitserlebnis im Kia Stinger. Wie fährt sich der Koreaner, der in die deutsche Bundesliga drängt und den dortigen Stars den Kampf ansagt? Ein Ausflug in bislang unbekannte Gefilde, der Lust auf mehr macht. Motto: Es lebe der Sport!
Wie ist es, immer gefragt zu werden: Das ist doch der kleine Bruder von dem tollen Typen da drüben, oder?
Wer bislang noch nicht vom Stachel namens Stinger erwischt wurde, ist anfangs leicht verwirrt.
Also: Unser Testauto ist der Kia Stinger GT-Line 2,0 T-GDI. Ein Wagen, an dem wir im wahrsten Sinne des Wortes schnell gefallen finden. Ein Fünftürer mit schräger Heckklappe, längs eingebautem Motor und Hinterradantrieb. Eine Art Gran Coupé, ein Gran Turismo. Aber eben "nur" der kleine Bruder des 3,3-Liter-V6-Motors. Aber - wie wir ebenfalls rasch erfahren - längst stark und groß genug.
 
Wie ist der erste Eindruck?
In unserem Fall wird der erste Eindruck paradoxerweise von außen nach innen übertragen. Das Auto erst im letzten Moment geholt, ohne langes Begutachten eingestiegen, weggefahren. Und schon an der dritten oder vierten Kreuzung fällt einem etwas auf: Die Blicke der anderen. Denn obwohl man sich in einem Automobil mit dem dezenten Buchstaben Kia am Lenkrad tendenziell sicher vor Spannern fühlt, ist hier plötzlich alles anders. Der Busfahrer rechts, die brünette Dame links und der Spaziergänger mit Hund am Zebrastreifen - sie alle (okay, mit Ausnahme vom Labrador) schauen in unser Innerstes. Kia ist es gelungen mit der Fahrzeug-Linie, die den großen Deutschen erstmals den Kampf ansagen sollen, einen echten Hingucker gezeichnet zu haben.
Schöne Assoziation: Die Linienführung erinnert an italienische Gran Tourismus prominenter Herkunft.Schöne Assoziation: Die Linienführung erinnert an italienische Gran Tourismus prominenter Herkunft.
Eleganz...Eleganz...
...und pures Vergnügen......und pures Vergnügen...
...machen den Stinger heiss....machen den Stinger heiss.
Und wenn man dann das Auto selbst genauer von außen betrachtet?
In unserem Fall flasht schon die sensationelle Farbgebung, die auf Fotos gar nicht so richtig wiedergegeben werden kann. Vor allem bei bestimmten Lichtverhältnissen und tiefstehender Sonne sieht dieses silber-grau spektakulär und extrem ungewöhnlich aus. Aber es harmoniert und konstratiert zugleich die sehr auffällige Linienführung des GT. Der Stinger kommt immer in der Ausstattung GT Line und unterscheidet sich von außen nicht vom Topmodell GT. Die vorgetäuschten Lufthutzen auf der Motorhaube sind inklusive, genau wie die vierflutige Auspuffanlage und der angedeutete Heckdiffusor. Dazu zieht sich ein schmaler Steg von den Rückleuchten in die Flanke. Die „Kiemen“ hinter den Vorderrädern funktionieren. Seine Proportionen stimmen. Der Stinger sieht dynamisch aus, gestreckt und elegant zugleich. 
 
Und das Innenleben?
Der Instrumentencluster mit Analog-Instrumenten und Display in der Mitte sieht sehr gut aus. Schlicht, übersichtlich, sportlich. Schönes Komfort-Extra: Die elektrischen Sitze machen Platz beim Aussteigen und fahren beim Einsteigen in Position. Das serienmäßige Head-up-Display in der Windschutzscheibe funktioniert ohne Probleme. Das Navi hat eine großartige dreidimensionale Graphik und das Display ist sehr gut antippbar, viel funktionaler als bei manchem Konkurrenten. Wer es bei Innenräumen gerne eher schlicht und nach der Devise "weniger ist mehr" auch in dieser Klasse mag, der wird sich auf Anhieb wohl fühlen.

Reden wir mal über Abmessungen.
Mit einer Länge von 4,83 Metern überragt der Kia da BMW 4 Gran Coupe um fast 20 Zentimeter, um zehn Zentimeter den Audi A5 Sportback. So viel fehlt ihm andererseits auf den BMW 5er. Das ist lang für ein Auto der Mittelklasse, man darf viel Platz erwarten. Den gibt es auf der Rückbank auch. Dem Kofferraum fehlt es allerdings etwas an Höhe - so  man einen solchen will oder gar benötigt.
Im Innenraum gilt die DeviseIm Innenraum gilt die Devise
Mit liebevollen Details...Mit liebevollen Details...
...großen Versprechen am Tacho......großen Versprechen am Tacho...
...und einem eher kompaken Kofferraum....und einem eher kompaken Kofferraum.
So, genau geschaut: Wie fährt er sich?
Die Lenkung des Stinger arbeitet mit tollem Gegengewicht und viel Gefühl. Der Stinger lenkt präzise und direkt, die Lenkung erzählt viel über den Grip an der Vorderachse und den Untergrund. Das macht Spaß. In der Offensive zeigt sich die feine Balance des Stinger. Der Vierzylinder sitzt weit hinten im Motorraum, die Batterie im Kofferraum. Die gute Gewichtsverteilung hat positive Effekte. Der Stinger drängt nie über die Vorderachse nach außen.
 
Wie ist sein Antrieb?
Der Turbo leistet 245 PS bei 6.200 Umdrehungen und 353 Nm Drehmoment. Eine Wandlerautomatik mit acht Gängen überträgt die Kraft. Manches erinnert uns natürlich daran, dass wir kein Date mit dem großen Bruder (370-PS mit V6) haben, sondern mit der V-Version. V wie vernünftig. Doch: Er wirkt kräftig, schiebt spontan an, dreht gerne hoch und lässt zu keinem Zeitpunkt Leistung vermissen. An meisten Spaß macht er beim schnellen Beschleunigen von 100 auf 130 km/h, in dieser Gegend scheint er sich pudelwohl und besonders agil zu fühlen.
Auf der Straße stellt man schnell fest: hier ist man in einem echten Hingucker unterwegs.Auf der Straße stellt man schnell fest: hier ist man in einem echten Hingucker unterwegs.
Dann reden wir hier einmal Klartext über Kosten.
Der Einstiegspreis liegt derzeit bei 45.290 Euro. Was insofern beachtlich ist, weil hier Bereiche in die Grundaustattung fallen, die bei der deutschen Konkurrenz nicht ohne gebührenpflichtiges Anklicken im Extras-Kastl zu haben sind. Unser Testauto würde mit allem drum und dran etwas mehr als 55.000 Euro kosten, das ist durchaus okay.
Größter Konkurrent ist, etwas kurios, der große Bruder, der quasi innen auch alles hält, was beide Autos von außen versprechen. Als vernünftigere und effizientere Variante ist der Zwei-Liter aber mehr als nur eine Alternative und ein Geheimtipp. Und in jeder Hinsicht gern gesehen. Sie werden es schon an der dritten oder vierten Kreuzung bemerken.


Anmerkung: Welche besondere Reise wir mit dem Kia Stinger GT-Line 2,0 GDI unternommen haben und an welchen sensationellen Orten wir ihn dabei auf seine Sportlichkeit getestet haben, lesen Sie hier.
Fazit von Motorprofis-Tester Gerald Enzinger: „Kia hat einen echten Hingucker gezeichnet. Das Gesamtpaket sagt den großen Deutschen durchaus den Kampf an.Fazit von Motorprofis-Tester Gerald Enzinger: „Kia hat einen echten Hingucker gezeichnet. Das Gesamtpaket sagt den großen Deutschen durchaus den Kampf an."

DATEN & FAKTEN

KIA STINGER GT-LINE 2.0 T-GDI

(November 2018)

Preis

55.290 Euro. Einstiegspreis Stinger 45.290 Euro.

Antrieb

4-Zylinder Benzinmotor mit Direkteinspritzung, Abgasturbolader, 3-Wege Katalysator und Partikelfilter. 1998 ccm, 245 PS bei 6200 U/min, 353 Nm bei 1400 – 4000 U/min. Heckantrieb. 8-Gang Automatik.

Abmessungen

Länge 4.830 mm, Breite 1.870 mm, Höhe 1.400 mm. Kofferraumvolumen 406 Liter bei 5 Personen, 1.114 Liter bei umgeklappter Rückenlehne 2.Sitzreihe.

Gewicht

Leergewicht 1.655 – 1.771 kg. Höchstzulässiges Gesamtgewicht 2.185 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 233 km/h. Beschleunigung 0–100km/h 6,3 sec.

Testverbrauch

10,0 Liter.
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