Test: Kia EV6 AWD
Ein hochseriöses Spektakel
Die große Show des EV6 und ihr pragmatischer Hintergrund: Das Design irgendwo zwischen Tesla und Lamborghini, die Beschleunigung spektakulär wie am Prater – aber auch Premiumkomfort im Alltag, ausreichend Platz für die Familie, gute Reichweite und kurze Ladezeiten. Die Allradversion im Test.
09.05.2022Fotos: FOTObyHOFER / Christian Hofer
Den ersten Coup hat Kia mit dem Namen gelandet – warum?
Die Kombination aus EV – für Electric Vehicle – und einer Zahl ist die wohl einfachste, logischste und beste Lösung für die elektrische Ära. Bei Kia entsteht nun, parallel zu den vertrauten Namen wie Ceed, Sorento, Stonic oder Rio, eine zweite Linie mit vollelektrischen Modellen, die sich irgendwann von EV1 bis EV9 auffächern wird. Vermutlich ärgern sich andere Marketingabteilugen noch länger, dass ihnen das nicht eingefallen ist.
Der zweite Coup war die Wahl zum „Car of the Year 2022“ – warum ist sie wichtig?
Das europäische „Car of the Year“ ist seit Jahrzehnten der wichtigste Autopreis am Kontinent. Alle Juroren sind echte Fachleute, zumeist sogar die versiertesten im jeweiligen Land. Dass die Energiewende in der Autobranche richtig Fahrt aufnimmt, macht die Wahl für 2022 deutlich: Alle sieben Finalisten hatten Elektroantrieb, sechs davon waren sogar reine Stromer. Der Sieg des EV6 zeigt auch, dass Kia die Elektromobilität früh ernst genommen und vorangetrieben hat. Als die meisten Marken noch in der Entwicklungsphase waren, konnten die Koreaner schon bezahlbare Elektroautos mit hohen Reichweiten anbieten – zum Beispiel den e-Niro, der nun bereits in die zweite Generation geht. Die mit dem EV6 eingeführte Elektroplattform E-GMP (Electric-Global Modular Platform) soll nun allein in den nächsten fünf Jahren sieben neuen Modellen als Basis dienen.
Wie wirkt das EV6-Design auf der Straße?
Mit dem Shooting-Brake-Crossover-Konzept zeigt Kia das lässige Design einer neuen Autogeneration, die sich aus aerodynamischen Gründen wieder vom SUV abwendet, aber dennoch leicht hochgestellt und weiterhin raumorientiert ist. Trotz familiärem Anspruch ist das Auto aus vielen Perspektiven sexy: Die relativ geduckte Haltung und eine Designmischung irgendwo zwischen Tesla und Lamborghini machen den EV6 sportlicher als vergleichbare Elektro-Crossover der Konkurrenz. Das Design beschleunigt mit einer bulligen Motorhaube und einer auffallend flache Frontscheibe, die Charakterlinie unter den Türen schwenkt im hinteren Bereich lässig nach oben. Das Dach scheint durch den schwarzen Einsatz in der C-Säule zu schweben, hinten trifft der flügelartige Dachspoiler auf den mit der riesigen Lichtleiste verschmolzenen Heckspoiler. In die ausladende Heckpartie ließen sich auch amerikanische Einflüsse reininterpretieren, dominantes Element bleibt dort aber letztlich die Lichtshow.
Dass die Türgriffe eingezogen werden, ist natürlich ein Designhit, so richtig griffig sind die schräg herausstehenden Sticks beim Öffnen aber nicht.
Die Kombination aus EV – für Electric Vehicle – und einer Zahl ist die wohl einfachste, logischste und beste Lösung für die elektrische Ära. Bei Kia entsteht nun, parallel zu den vertrauten Namen wie Ceed, Sorento, Stonic oder Rio, eine zweite Linie mit vollelektrischen Modellen, die sich irgendwann von EV1 bis EV9 auffächern wird. Vermutlich ärgern sich andere Marketingabteilugen noch länger, dass ihnen das nicht eingefallen ist.
Der zweite Coup war die Wahl zum „Car of the Year 2022“ – warum ist sie wichtig?
Das europäische „Car of the Year“ ist seit Jahrzehnten der wichtigste Autopreis am Kontinent. Alle Juroren sind echte Fachleute, zumeist sogar die versiertesten im jeweiligen Land. Dass die Energiewende in der Autobranche richtig Fahrt aufnimmt, macht die Wahl für 2022 deutlich: Alle sieben Finalisten hatten Elektroantrieb, sechs davon waren sogar reine Stromer. Der Sieg des EV6 zeigt auch, dass Kia die Elektromobilität früh ernst genommen und vorangetrieben hat. Als die meisten Marken noch in der Entwicklungsphase waren, konnten die Koreaner schon bezahlbare Elektroautos mit hohen Reichweiten anbieten – zum Beispiel den e-Niro, der nun bereits in die zweite Generation geht. Die mit dem EV6 eingeführte Elektroplattform E-GMP (Electric-Global Modular Platform) soll nun allein in den nächsten fünf Jahren sieben neuen Modellen als Basis dienen.
Wie wirkt das EV6-Design auf der Straße?
Mit dem Shooting-Brake-Crossover-Konzept zeigt Kia das lässige Design einer neuen Autogeneration, die sich aus aerodynamischen Gründen wieder vom SUV abwendet, aber dennoch leicht hochgestellt und weiterhin raumorientiert ist. Trotz familiärem Anspruch ist das Auto aus vielen Perspektiven sexy: Die relativ geduckte Haltung und eine Designmischung irgendwo zwischen Tesla und Lamborghini machen den EV6 sportlicher als vergleichbare Elektro-Crossover der Konkurrenz. Das Design beschleunigt mit einer bulligen Motorhaube und einer auffallend flache Frontscheibe, die Charakterlinie unter den Türen schwenkt im hinteren Bereich lässig nach oben. Das Dach scheint durch den schwarzen Einsatz in der C-Säule zu schweben, hinten trifft der flügelartige Dachspoiler auf den mit der riesigen Lichtleiste verschmolzenen Heckspoiler. In die ausladende Heckpartie ließen sich auch amerikanische Einflüsse reininterpretieren, dominantes Element bleibt dort aber letztlich die Lichtshow.
Dass die Türgriffe eingezogen werden, ist natürlich ein Designhit, so richtig griffig sind die schräg herausstehenden Sticks beim Öffnen aber nicht.
Shooting-Brake-Crossover-Konzept: Das lässige Design einer neuen Autogeneration, die sich aus aerodynamischen Gründen wieder vom SUV abwendet.
Designmischung irgendwo zwischen Tesla und Lamborghini.
Dominantes Element am Heck ist die Lichtshow.
Car of the Year 2022: Der Sieg des EV6 zeigt auch, dass Kia die Elektromobilität früh ernst genommen und vorangetrieben hat.
Wie viel Platz bietet der EV6?
Weil das Auto breit ist und der Mitteltunnel entfällt, entsteht vorne ein luftiges Raumgefühl mit Oberklasse-Charakter. Großartig. Auch im Fond ist die Beinfreiheit sehr gut, durch die etwas niedrige Bank muss man die Haxen aber stärker anwinkeln. Das normale Kofferraumvolumen ist mit rund 500 Litern sehr ordentlich, ein Teil davon liegt unter dem Kofferraumboden. Mit 1.300 Litern Maximalvolumen ist der EV6 den Kombis oder SUVs seiner Größenklasse unterlegen – aber er schaut mit der niedrigeren Dachlinie halt auch besser aus. Ein solides Familienauto ist er trotzdem: Die Rückbank kann im Verhältnis 60:40 geteilt umgeklappt werden und hat eine Ski-Durchreiche, der durch die Erweiterung entstehende Ladeboden ist nahezu eben. Wer also nicht den halben Hausstand für den Nachwuchs mitnimmt, wird gut zurechtkommen. Kleiner Nachteil beim AWD: Der praktische Stauraum vorne ist von 52 Liter auf 20 Liter reduziert.
Wie ist das Cockpit gelungen?
Zunächst ist das Cockpit ein optischer Quantensprung. Man blickt auf große Bildschirme und hat eine freischwebende Mittelkonsole neben sich. Knöpfe gibt es praktisch keine mehr, nahezu alle Bedienelemente wurden digitalisiert. Dafür klappt die Bedienung sehr gut: Lenkradfernbedienung und Multimedia-Touchscreen nehmen die übliche Benutzerfreundlichkeit von Kia in den EV6 mit. Auch die Sprachsteuerung funktioniert bestens: Die Nennung eines Straßennamens führt sekundenschnell zum Start der Navigation, das Ausrufen eines Namens zum entsprechenden Anruf.
Dass sich im Detail noch Schwächen offenbaren, ist bei einem Entwicklungsschritt dieser Dimension klar: Manchmal berührt man versehentlich das Touch-Feld für die Sitzheizung oder ist bei der Digitalleiste unter dem Touchscreen – sie zeigt wahlweise die Temperatursteuerung und die Schnellwahltasten für das Multimediasystem – kurz in der falschen Ebene. Die Navi warnt zwischendurch vor Einbahnen, wo keine sind. Die Heizung/Kühlung könnte etwas entschlossener loslegen. Beim Einlegen der Gänge hat das Auto kurz gestreikt und wollte neu hochgefahren werden. Updates werden da wohl bald Abhilfe schaffen.
Bei den Materialien glänzt die getestete „GT Line“ mit schönen schwarz-weißen Sitzbezügen aus Velourleder und veganem Glattleder. Die markanten LED-Lichtleisten sorgen bei Dunkelheit für cooles Ambiente. Der graue Kunststoff am Armaturenbrett und die schwarzen Klavierlack-Oberflächen sind klassenüblich – dass man sich hier eine noch edlere Variante vorstellen kann, ist ein Kompliment an das Auto.
Phantastisch ist das 14-Lausprecher-Surround-Audiosystem des britischen Spezialisten Meridian, bei der Premiumkonkurrenz ist dieser Hörgenuss oft deutlich teurer. Weil die Sitze der ersten Reihe auch in Liegeposition wechseln, können Ladestopps für den Powernap genutzt werden. In der großen Ablagebox der Mittelkonsole ließen sich auch Bücher für die Pausen verstauen, im überdimensionalen Handschuhfach sogar der Laptop – den man an der Steckdose unterhalb des mittleren Rücksitzes laden kann.
Wie fährt sich der EV6?
Der Elektro-Allradantrieb mit 326 PS beherrscht ein breites Spektrum, der schnell erreichbare Fahrmodi-Schalter am Lenkrad macht hier also wirklich Sinn.
Im Alltag ist die E-Maschine ein Komfortfaktor mit ausgewogener Abstimmung und hochwertigem Fahrgefühl im Stil von Premiumautos: Normal- und Eco-Modus bieten einen feingeschliffenen Antritt, der EV6 beschleunigt entschlossen, aber nicht reißerisch, also sehr angenehm. Antriebsgeräusche werden nahezu vollständig unterdrückt, auch das hat Premiumcharakter. Kia bemüht sich mit Front- und Seitenscheiben aus Akustikglas sowie schallabsorbierenden Materialien für Boden, Radhäuser, Türen und Heckklappe um vollständige Ruhe – mit Erfolg: Echte Stille und die Leichtigkeit der Beschleunigung paaren sich am Ende zu einem Oberklasse-Fahrgefühl.
Eine Einschränkung bedeutet nur die relativ straffe Fahrwerksabstimmung als Folge des hohen Gewichts. Luxus-SUVs kennen das Thema seit jeher. Im EV6 kommen bei niedrigeren Geschwindigkeiten die Unebenheiten schon mal stärker durch, bei höherem Tempo rollt das Auto gut ab.
Wenn man über Alltag spricht, muss man auch über die Breite des Autos sprechen: Es ist ziemlich breit. Man merkt es auf engen Straßen, und am Supermarktparkplatz oder in der Innenstadtgarage flutscht der EV6 jetzt auch nicht gerade in die Lücken. Durch das tolle 360-Grad-Kamerasystem kommt man gut zurecht, muss aber schon mal ein bisschen arbeiten. Im Gegenzug gibt es freilich auch Luxus, die Breite sorgt ja für satte Straßenlage und weit auseinander sitzende Passagiere.
Im Sportmodus wiederrum ändert der EV6 seinen Charakter und schießt vehement los: Das mächtige, ansatzlos verfügbare Drehmoment sorgt in Verbindung mit dem elektronischen Allradantrieb für spektakuläre Beschleunigung, die auf den ersten Metern deutlich über das hinausgeht, was man sich bei einem 326-PS-Auto vorstellt. Man erlebt das sonst eher am Wiener Prater. Unglaublich eigentlich, dass Kia ab Herbst noch eine 585-PS-Variante draufsetzt (hier geht’s zum ersten Fahrbericht).
Durch den niedrigen Schwerpunkt, den die Batterien im Boden herbeiführen, pickt der EV6 zunächst am Boden, dass es eine Freude ist. Für richtig sportliche Gangart, speziell in engeren Kurven, ist das Gewicht aber zu hoch und die Lenkung zu unverbindlich. Auch das härtere Fahrwerk im Sportmodus kann somit nicht ändern, dass der EV6 in sicheres Untersteuern übergeht, bis der Radius den Tritt auf das Strompedal zulässt und die nächste Beschleunigungsorgie startet.
Weil das Auto breit ist und der Mitteltunnel entfällt, entsteht vorne ein luftiges Raumgefühl mit Oberklasse-Charakter. Großartig. Auch im Fond ist die Beinfreiheit sehr gut, durch die etwas niedrige Bank muss man die Haxen aber stärker anwinkeln. Das normale Kofferraumvolumen ist mit rund 500 Litern sehr ordentlich, ein Teil davon liegt unter dem Kofferraumboden. Mit 1.300 Litern Maximalvolumen ist der EV6 den Kombis oder SUVs seiner Größenklasse unterlegen – aber er schaut mit der niedrigeren Dachlinie halt auch besser aus. Ein solides Familienauto ist er trotzdem: Die Rückbank kann im Verhältnis 60:40 geteilt umgeklappt werden und hat eine Ski-Durchreiche, der durch die Erweiterung entstehende Ladeboden ist nahezu eben. Wer also nicht den halben Hausstand für den Nachwuchs mitnimmt, wird gut zurechtkommen. Kleiner Nachteil beim AWD: Der praktische Stauraum vorne ist von 52 Liter auf 20 Liter reduziert.
Wie ist das Cockpit gelungen?
Zunächst ist das Cockpit ein optischer Quantensprung. Man blickt auf große Bildschirme und hat eine freischwebende Mittelkonsole neben sich. Knöpfe gibt es praktisch keine mehr, nahezu alle Bedienelemente wurden digitalisiert. Dafür klappt die Bedienung sehr gut: Lenkradfernbedienung und Multimedia-Touchscreen nehmen die übliche Benutzerfreundlichkeit von Kia in den EV6 mit. Auch die Sprachsteuerung funktioniert bestens: Die Nennung eines Straßennamens führt sekundenschnell zum Start der Navigation, das Ausrufen eines Namens zum entsprechenden Anruf.
Dass sich im Detail noch Schwächen offenbaren, ist bei einem Entwicklungsschritt dieser Dimension klar: Manchmal berührt man versehentlich das Touch-Feld für die Sitzheizung oder ist bei der Digitalleiste unter dem Touchscreen – sie zeigt wahlweise die Temperatursteuerung und die Schnellwahltasten für das Multimediasystem – kurz in der falschen Ebene. Die Navi warnt zwischendurch vor Einbahnen, wo keine sind. Die Heizung/Kühlung könnte etwas entschlossener loslegen. Beim Einlegen der Gänge hat das Auto kurz gestreikt und wollte neu hochgefahren werden. Updates werden da wohl bald Abhilfe schaffen.
Bei den Materialien glänzt die getestete „GT Line“ mit schönen schwarz-weißen Sitzbezügen aus Velourleder und veganem Glattleder. Die markanten LED-Lichtleisten sorgen bei Dunkelheit für cooles Ambiente. Der graue Kunststoff am Armaturenbrett und die schwarzen Klavierlack-Oberflächen sind klassenüblich – dass man sich hier eine noch edlere Variante vorstellen kann, ist ein Kompliment an das Auto.
Phantastisch ist das 14-Lausprecher-Surround-Audiosystem des britischen Spezialisten Meridian, bei der Premiumkonkurrenz ist dieser Hörgenuss oft deutlich teurer. Weil die Sitze der ersten Reihe auch in Liegeposition wechseln, können Ladestopps für den Powernap genutzt werden. In der großen Ablagebox der Mittelkonsole ließen sich auch Bücher für die Pausen verstauen, im überdimensionalen Handschuhfach sogar der Laptop – den man an der Steckdose unterhalb des mittleren Rücksitzes laden kann.
Wie fährt sich der EV6?
Der Elektro-Allradantrieb mit 326 PS beherrscht ein breites Spektrum, der schnell erreichbare Fahrmodi-Schalter am Lenkrad macht hier also wirklich Sinn.
Im Alltag ist die E-Maschine ein Komfortfaktor mit ausgewogener Abstimmung und hochwertigem Fahrgefühl im Stil von Premiumautos: Normal- und Eco-Modus bieten einen feingeschliffenen Antritt, der EV6 beschleunigt entschlossen, aber nicht reißerisch, also sehr angenehm. Antriebsgeräusche werden nahezu vollständig unterdrückt, auch das hat Premiumcharakter. Kia bemüht sich mit Front- und Seitenscheiben aus Akustikglas sowie schallabsorbierenden Materialien für Boden, Radhäuser, Türen und Heckklappe um vollständige Ruhe – mit Erfolg: Echte Stille und die Leichtigkeit der Beschleunigung paaren sich am Ende zu einem Oberklasse-Fahrgefühl.
Eine Einschränkung bedeutet nur die relativ straffe Fahrwerksabstimmung als Folge des hohen Gewichts. Luxus-SUVs kennen das Thema seit jeher. Im EV6 kommen bei niedrigeren Geschwindigkeiten die Unebenheiten schon mal stärker durch, bei höherem Tempo rollt das Auto gut ab.
Wenn man über Alltag spricht, muss man auch über die Breite des Autos sprechen: Es ist ziemlich breit. Man merkt es auf engen Straßen, und am Supermarktparkplatz oder in der Innenstadtgarage flutscht der EV6 jetzt auch nicht gerade in die Lücken. Durch das tolle 360-Grad-Kamerasystem kommt man gut zurecht, muss aber schon mal ein bisschen arbeiten. Im Gegenzug gibt es freilich auch Luxus, die Breite sorgt ja für satte Straßenlage und weit auseinander sitzende Passagiere.
Im Sportmodus wiederrum ändert der EV6 seinen Charakter und schießt vehement los: Das mächtige, ansatzlos verfügbare Drehmoment sorgt in Verbindung mit dem elektronischen Allradantrieb für spektakuläre Beschleunigung, die auf den ersten Metern deutlich über das hinausgeht, was man sich bei einem 326-PS-Auto vorstellt. Man erlebt das sonst eher am Wiener Prater. Unglaublich eigentlich, dass Kia ab Herbst noch eine 585-PS-Variante draufsetzt (hier geht’s zum ersten Fahrbericht).
Durch den niedrigen Schwerpunkt, den die Batterien im Boden herbeiführen, pickt der EV6 zunächst am Boden, dass es eine Freude ist. Für richtig sportliche Gangart, speziell in engeren Kurven, ist das Gewicht aber zu hoch und die Lenkung zu unverbindlich. Auch das härtere Fahrwerk im Sportmodus kann somit nicht ändern, dass der EV6 in sicheres Untersteuern übergeht, bis der Radius den Tritt auf das Strompedal zulässt und die nächste Beschleunigungsorgie startet.
Man blickt auf große Bildschirme und hat eine freischwebende Mittelkonsole neben sich. Nahezu alle Bedienelemente wurden digitalisiert.
Freischwebende Mittelkonsole, Gangwahl per Drehregler.
Ein paar Schritte sind bis zum Abschalten der Lenkreingriffe notwendig.
Lenkradfernbedienung und Touchscreen nehmen die übliche Benutzerfreundlichkeit von Kia in den EV6 mit. Auch Sprachsteuerung funktioniert bestens.
graue Kunststoff am Armaturenbrett, blaue LED-Leisten für die Nacht.
Schöne schwarz-weißen Sitzbezüge aus Velourleder.
Beim Maximalvolumen den Kombis oder SUVs seiner Größenklasse unterlegen – schaut aber mit der niedrigeren Dachlinie aber auch besser aus.
Wie hoch ist die tatsächliche Reichweite und wie schnell klappt das Laden?
Bei der offiziellen WLTP-Messung kommt der EV6 AWD auf einen Verbrauch von 17,2 bis 18,4 kWh pro Kilometer, das bedeutet 472 bis 506 Kilometer Reichweite. Der Test hat gezeigt, dass Werte um 18 kWh und 450 Kilometer bei guten Bedingungen im Alltag realistisch sind – also bei vernünftiger Fahrweise, wärmerem Wetter und der Möglichkeit, das Auto immer wieder mal gleiten zu lassen. Im Gengenzug ist das Auto auch bei schlechten Bedingungen schwer über 23 kWh Verbrauch, beziehungsweise unter 350 bis 400 Kilometer Reichweite, zu bringen. Nur auf der Autobahn sollte man eher mit rund 300 Kilometern planen.
Beim normalen Wechselstromladen (AC) arbeitet das EV6-System dreiphasig und zieht bis zu 11 kW, Ladezeit dann rund siebeneinhalb Stunden. Der Clou ist aber das 800-Volt-Schnellladen, das neben dem EV6 bisher nur Porsche Taccan, Audi e-tron und Hyundai Ioniq 5 beherrschen. Alle anderen laden noch auf 400-Volt-Basis. Bei den Ionity- Ladestationen auf der Autobahn ist dadurch Gleichstromladen (DC) mit bis zu 240 kW möglich – im Idealfall kann der Akku in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen werden, das bedeutet 100 Kilometer Reichweite „nachtanken“ in viereinhalb Minuten. Auch wenn es in der Praxis oft etwas länger dauert, in einer halbe Stunde ist man in der Regel fertig. Eine Wärmepumpe ist im „GT-Line“ serienmäßig, Kia arbeitet zudem an einem Software-Update, dass die Batterie vorab auf ideale Temperatur bringt, wenn man über die Navi eine Ladestation ansteuert. Bereits jetzt sehr gut ist die Unterstützung beim Suchen einer Ladestation, umliegende Säulen werden vom Multimediasystem stets zuverlässig angezeigt.
Und preislich?
Der EV6 kostet nicht gerade wenig Geld, ist aber im Konkurrenzvergleich attraktiv eingepreist: Je nach Variante kommt die 326-PS-Version mit Allrad auf 54.490 Euro bis 65.190 Euro. Über den E-Mobilitätsbonus können 5.400 Euro wieder abgezogen werden. Und sieben Jahre Garantei sind weit überdurchschnittlich.
Das Fazit?
Ein spektakuläres Auto mit höchst seriösem Hintergrund: Der EV6 ist eine Designshow irgendwo zwischen Tesla und Lamborghini, die Beschleunigung ist mitunter spektakulär wie in der Prater-Achterbahn. Gleichzeitig freuen sicj Pragmatiker über Premium-Komfort im Alltag, ausreichend Platz für die Familie, gute Praxis-Reichweiten zwischen 350 und 450 Kilometern sowie kurze Ladezeiten durch die 800-Volt-Technik. Detailschwächen sind bei einem Entwicklungsschritt in dieser Dimension normal – aber unter dem Strich ist der EV6 eines der besten Elektroautos am Markt, das nicht an so mancher Premiummarke vorbeizieht.
Bei der offiziellen WLTP-Messung kommt der EV6 AWD auf einen Verbrauch von 17,2 bis 18,4 kWh pro Kilometer, das bedeutet 472 bis 506 Kilometer Reichweite. Der Test hat gezeigt, dass Werte um 18 kWh und 450 Kilometer bei guten Bedingungen im Alltag realistisch sind – also bei vernünftiger Fahrweise, wärmerem Wetter und der Möglichkeit, das Auto immer wieder mal gleiten zu lassen. Im Gengenzug ist das Auto auch bei schlechten Bedingungen schwer über 23 kWh Verbrauch, beziehungsweise unter 350 bis 400 Kilometer Reichweite, zu bringen. Nur auf der Autobahn sollte man eher mit rund 300 Kilometern planen.
Beim normalen Wechselstromladen (AC) arbeitet das EV6-System dreiphasig und zieht bis zu 11 kW, Ladezeit dann rund siebeneinhalb Stunden. Der Clou ist aber das 800-Volt-Schnellladen, das neben dem EV6 bisher nur Porsche Taccan, Audi e-tron und Hyundai Ioniq 5 beherrschen. Alle anderen laden noch auf 400-Volt-Basis. Bei den Ionity- Ladestationen auf der Autobahn ist dadurch Gleichstromladen (DC) mit bis zu 240 kW möglich – im Idealfall kann der Akku in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen werden, das bedeutet 100 Kilometer Reichweite „nachtanken“ in viereinhalb Minuten. Auch wenn es in der Praxis oft etwas länger dauert, in einer halbe Stunde ist man in der Regel fertig. Eine Wärmepumpe ist im „GT-Line“ serienmäßig, Kia arbeitet zudem an einem Software-Update, dass die Batterie vorab auf ideale Temperatur bringt, wenn man über die Navi eine Ladestation ansteuert. Bereits jetzt sehr gut ist die Unterstützung beim Suchen einer Ladestation, umliegende Säulen werden vom Multimediasystem stets zuverlässig angezeigt.
Und preislich?
Der EV6 kostet nicht gerade wenig Geld, ist aber im Konkurrenzvergleich attraktiv eingepreist: Je nach Variante kommt die 326-PS-Version mit Allrad auf 54.490 Euro bis 65.190 Euro. Über den E-Mobilitätsbonus können 5.400 Euro wieder abgezogen werden. Und sieben Jahre Garantei sind weit überdurchschnittlich.
Das Fazit?
Ein spektakuläres Auto mit höchst seriösem Hintergrund: Der EV6 ist eine Designshow irgendwo zwischen Tesla und Lamborghini, die Beschleunigung ist mitunter spektakulär wie in der Prater-Achterbahn. Gleichzeitig freuen sicj Pragmatiker über Premium-Komfort im Alltag, ausreichend Platz für die Familie, gute Praxis-Reichweiten zwischen 350 und 450 Kilometern sowie kurze Ladezeiten durch die 800-Volt-Technik. Detailschwächen sind bei einem Entwicklungsschritt in dieser Dimension normal – aber unter dem Strich ist der EV6 eines der besten Elektroautos am Markt, das nicht an so mancher Premiummarke vorbeizieht.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der EV6 ist eine Designshow irgendwo zwischen Tesla und Lamborghini, die Beschleunigung ist mitunter spektakulär wie in der Prater-Achterbahn. Pragmatiker freuen sich aber über Premium-Komfort im Alltag, ausreichend Platz für die Familie, gute Praxis-Reichweiten zwischen 400 und Kilometern sowie kurze Ladezeiten durch die 800-Volt-Technik."
DATEN & FAKTEN
Kia EV6 AWD GT-Line
(Mai 2022)Preis
59.290 bis 65.190 Euro. EV6-Einstiegspreis 44.690 Euro.Antrieb
Allradadantrieb mit zwei E-Motoren, Gesamtleistung 298 kW / 326 PS, Batteriekapazität 77,4 kWh. 800-Volt-DC-Gleichstromladen mit bis zu 240 kW, AC-Wechselstromladne mit bis zu 11 kW.Abmessungen
Länge 4.680 – 4.695 mm, Breite .880 – 1.890 mm, Höhe 1550 mm. Radstand 2.900 mm. Kofferraumvolumen hinten: Basis 480 – 520 Liter, maximal 1.260 – 1.300 Liter. Kofferraumvolumen vorne (Frunk): 20 Liter.Gewicht
Eigengewicht 2.015 – 2.105 kg, Zulässiges Gesamtgewicht 2.530 kg.Fahrwerte
Beschleunigung 0 – 100 km/h in 5,2 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 185 km/h, Reichweite 472 – 506 km.Testverbrauch
20,6 kwh/km.MOTORPROFIS WERTUNG
Fahrspass
8 Punkte
Vernunft
8 Punkte
Preis-Leistung
8 Punkte
Gesamturteil
9 Punkte