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Citroëns Start in die Formel E

Citroëns Start in die Formel E

So will Citroën die Formel E erobern

Citroën setzt erstmals (!) in seiner Geschichte auf eine Top-Monoposto-Serie. Das Fahrzeug profitiert von über zehn Jahren Stellantis-Erfahrung, in den Cockpits sitzt eine der besten und erfahrensten Fahrer-Paarungen am Grid. Motorprofis.at fragte in Paris nach, wie man in der Formel E und im "Derby" gegen DS begeistern will.

Beim ersten Hören klingt es fast paradox, und unglaubwürdig …
Wenn der Motorsport-Gigant Citroën am 6. Dezember in Sao Paulo in der der FIA Formel-E-Weltmeisterschaft debütiert, dann ist es das erste Antreten der Franzosen in einer internationalen Monoposto-Serie. Wesentlich präsenter war man dagegen Offroad mit Serien-Weltmeistertiteln in der Rallye-WM, Siegen bei der Rallye Dakar und Championaten in der Rally Raid WM. Auf der Rundstrecke feierte Citroen im vorigen Jahrzehnt Erfolge mit drei Titeln in der Fahrer-Meisterschaft der WTCC und mit einer höchst prominenten Citroën-Ikone hinter dem Steuer: Sebastien Loeb.
Jetzt kommt es aber zum Einstieg in die Formel E, der für viele in Team kein Debüt ist – übernimmt man doch die Lizenz von Stellantis-Schwester Maserati (die davor wiederum beim Venturi-Team von Susie Wolff war). Konzernintern war für diesen Platz auch Opel im Gespräch gewesen, am Ende wurde es Citroën – sehr zu Freude vieler (auch ranghoher) Mitarbeiter, die das Citroën-Racing-Gen in sich tragen und den Rennsport in den vergangenen Jahren sehr vermisst haben.
Das Besondere: Damit wagt Stellantis erneut ein direktes Duell zweier Konzernmarken, die in diesem Fall historisch noch dazu besonders verbunden sind: Citroën gegen DS lautet dieses innerfranzösische Match, das zudem noch an Brisanz gewinnt, weil die DS-Legende Jean-Eric Vergne ab nun in Citroën-Farben fährt, in der WEC ist der einstige Red-Bull-Junior ja für Peugeot unterwegs – wie auch sein "doppelter" Teamkollege Nick Cassidy.

Aber nun nun den wichtigsten Fakten zum Einstieg …
Der GEN3 Evo-Einsitzer vereint Kraft und Effizienz. Schneller, leichter und effizienter denn je verkörpert er die Vision eines nachhaltigen Motorsports – ein Labor, in dem jedes Kilowatt zählt. Das ultraleichte, steife Monocoque-Chassis aus Carbonfaser erfüllt höchste FIA-Sicherheitsanforderungen. Mit einem Mindestgewicht von 859 Kilogramm inklusive Fahrer bietet der Bolide ein agiles, dynamisches Fahrverhalten – rein elektrisch, aber mit der Direktheit eines Verbrenner-Rennwagens. Die Fahrleistungen sind spektakulär: Der elektrische Antriebsstrang liefert bis zu 350 kW (rund 470 PS), beschleunigt in nur 1,86 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von rund 320 km/h – der schnellste Elektro-Einsitzer der FIA-Geschichte. 
Ein technisches Highlight ist das Zweimotoren-System zur Energierückgewinnung: Der Heckmotor sorgt für den Vortrieb, der Frontmotor für Rekuperation. Im „Attack Mode“ arbeiten beide gemeinsam für Allradantrieb. Bis zu 600 kW Rekuperationsleistung ermöglichen die Rückgewinnung von fast 50 Prozent der im Rennen verbrauchten Energie. Gespeichert wird sie in einer rund 47-kWh-Batterie, die auf eine Kombination von maximaler Leistungsabgabe, thermischer Stabilität und Langlebigkeit ausgelegt ist.
Freilich ist diese Gen3 am Ende ihres Lebenszyklus angekommen, was auch wichtig ist. Mit Beginn der Saison 2026/27, vermutlich im Dezember 2026, wird sie durch die Gen4-Ära abgelöst, deren Autos Allradantrieb haben werden, und bei Leistung und vor allem bei der Energieeffizienz noch einmal zulegen werden. Angeblich soll dieser Bolide im nächsten April präsentiert werden.

Citroën will freilich schon in dieser Saison, die am 6. Dezember in Sao Paulo beginnt, ganz vorne mitfahren …
„Wir bringen dieselbe Siegermentalität mit, die Citroën in allen bisherigen Wettbewerben ausgezeichnet hat – ob in der Rallye Raid, der WRC oder der WTCC. Motorsport prägt seit über 60 Jahren unsere Geschichte und Leidenschaft. Mit dem Einstieg in eine 100 Prozent elektrische, verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Rennserie teilen wir starke Werte, die für Fortschritt und Innovation stehen." Das sagt Citroëns CEO Xavier Chardon. Um dann, bei der Präsentation mitten in der Innenstadt von Paris an der Champs-Élysées auf die Besonderheit dieser Rennserie hinzuweisen: "Die Formel E bringt uns mitten in die Städte – zu einem jungen, vernetzten Publikum – und ist zugleich ein Technologie-Labor sowie eine internationale Bühne für die Marke. Unser Einsitzer trägt stolz die französischen Farben und symbolisiert das Know-how, die Kreativität und den Stolz französischer Ingenieurskunst."

Beschleunigt in nur 1,86 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht 320 km/h Topspeed – der schnellste Elektro-Einsitzer der FIA-Geschichte.Beschleunigt in nur 1,86 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht 320 km/h Topspeed – der schnellste Elektro-Einsitzer der FIA-Geschichte.
Citroën-CEO Xavier Chardon: „Wir bringen dieselbe Siegermentalität mit, die Citroën in allen bisherigen Wettbewerben ausgezeichnet hatCitroën-CEO Xavier Chardon: „Wir bringen dieselbe Siegermentalität mit, die Citroën in allen bisherigen Wettbewerben ausgezeichnet hat".
Bis zu 600 kW Rekuperationsleistung ermöglichen die Rückgewinnung von fast 50 Prozent der im Rennen verbrauchten Energie.Bis zu 600 kW Rekuperationsleistung ermöglichen die Rückgewinnung von fast 50 Prozent der im Rennen verbrauchten Energie.

Der Einsitzer wird im Herzen von Stellantis-Motorsport in Satory unter der Leitung von Jean-Marc Finot entwickelt.
Das Fahrzeug profitiert von über zehn Jahren Erfahrung in der Formel E. Diese Expertise ermöglicht es Stellantis das komplexe Gleichgewicht zwischen Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit zu beherrschen – drei Schlüsselfaktoren in der Formel E, bei der jedes Prozent an Energieeffizienz einen echten Wettbewerbsvorteil bedeutet. Neben Chassis und Karosserie erstreckt sich die Kompetenz auf den gesamten Antriebsstrang: Hochleistungs-Elektromotoren (bis zu 350 kW im Rennmodus), eigens entwickelte Inverter- und Leistungssteuerungssoftware, Doppel-Motor-Rekuperationssysteme (an Vorder- und Hinterachse) sowie ein fortschrittliches Thermo- und Energiemanagement, das den Kern der Rennperformance bildet.
Die in der Formel E gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Entwicklung von Serienfahrzeugen ein – etwa in die Optimierung von Batteriemanagementsystemen, die Effizienz der Inverter, die Energierückgewinnung beim Bremsen und die Softwarestrategien zur Motorsteuerung: „Wir entwickeln nicht einfach nur einen Einsitzer – wir erwecken die Citroën-Leidenschaft in einer der visionärsten Rennserien der Welt zu neuem Leben. Mit unserem Know-how aus elf Jahren Formel E beherrschen wir das perfekte Gleichgewicht zwischen Leistungsmanagement, Effizienz und Zuverlässigkeit“, sagt Jean-Marc Finot, der Direktor von Stellantis Motorsport, der derzeit an vielen Fronten unterwegs ist und sich neben der Freude über das erste WEC-Podium von Peugeot auch auf die Rückkehr der Kult-Marke Lancia in die Rallye-WM vorbereitet. Motorsport ist und bleibt eben in der DNA von Autokonzernen.

Citroën hat in seinem ersten Jahr eine der besten und erfahrensten Fahrer-Paarungen am Grid …
Die Marken-Vielfalt von Stellantis- Motorsport ist auch ein wichtiges Argument, wenn es darum geht, sich die besten Fahrer am Markt zu sichern. Jean-Eric Vergne hatte schon vor Jahren im Motorprofis-Interview offenbart, dass Stellantis in der Formel E für ihn auch deshalb so interessant ist, da es sich mit seinem WEC-Engagement bei Peugeot vereinbaren lässt. Und so hat Citroën in seinem ersten Jahr eine der besten Fahrer-Paarungen am Grid, und einer der erfahrensten:


Jean-Eric Vergne, 35, ist mit zwei Titeln der erfolgreichste Pilot in der Formel E. Die Stationen seiner Laufbahn:

- Französischer Formel-Campus- und Formel-Renault-2.0-Champion (2008)
- Formel-1-Pilot bei Toro Rosso (2012–2014)
- Formel-E-Debüt mit Andretti Autosport (2014)
- Doppelter Formel-E-Champion
- Seit 2022: FIA-WEC-Einsätze mit Peugeot TotalEnergies  


Er sagt: „Ich freue mich riesig, Teil des Citroën Formel-E-Teams zu werden – einer ikonischen und traditionsreichen französischen Marke. Es ist eine große Ehre, mein Land als französischer Fahrer in diesem neuen Team zu vertreten. Mein Ziel ist es, meine gesamte Formel-E-Erfahrung einzubringen, um Citroën in seiner Premierensaison zum Erfolg zu führen. Mit Blick in die Zukunft ist unser Anspruch klar: Wir wollen das Citroën Racing Formel-E-Team zu einem der erfolgreichsten Teams der nächsten Generation der Formel E machen.“ 

Nick Cassidy, 31, aus Neuseeland, zählt zu den vielseitigsten Talenten seiner Generation. Nach vielversprechenden Anfängen im Kartsport und in den Nachwuchs-Formelserien glänzte er in Japan, wo er die „Japanische Triple Crown“ (Super Formula, Super GT und Formel 3) gewann. 2020 wechselte er in die Formel E, wo er schnell zu einem der Titelanwärter avancierte und zahlreiche Siege sowie Podiumsplätze einfuhr. Nach zwei erfolgreichen Jahren bei Jaguar TCS Racing schließt sich der langjährige Buddy von Lucas Auer nun dem Citroën Racing Team an und tritt ebenfalls für Peugeot TotalEnergies in der FIA WEC an. Die Stationen seiner Laufbahn:

- Dreifach-Champion in Japan: Formel 3, Super GT und Super Formula
- Formel-E-Vizeweltmeister in der Fahrerwertung 2022/23 und Dritter 2023/24
- 11 Siege und 25 Podiumsplätze in der Formel E
- Erfahrung in der DTM und FIA WEC neben der Formelsportkarriere

Cassidy ist einer der komplettesten Fahrer seiner Generation – und er sagt:   „Ich bin begeistert, Teil des Citroën Formel-E-Projekts zu sein – und mitzuerleben, wie eine so ikonische Marke in die Meisterschaft einsteigt. Wir haben alle Voraussetzungen und die richtigen Menschen, um in den kommenden Jahren etwas wirklich Besonderes aufzubauen. Ein neues Team mit aufzubauen, ist eine spannende Herausforderung.“ 


Eine solche Herausforderung wagt auch Cyril Blais, der Teamchef. 
Er begann seine Karriere in der Formel E als Renningenieur für Fahrer wie Lucas di Grassi und Maximilian Günther. Schritt für Schritt übernahm er mehr Verantwortung – zunächst als Chefingenieur, dann als stellvertretender Teamchef, bevor er schließlich die Position des Teamchefs bei Maserati hatte: „Mein Ziel ist es, die bisherigen Erfolge des Teams zu festigen und uns kontinuierlich in der Meisterschaft weiterzuentwickeln – dabei steht die Wertschätzung der Arbeit und des Engagements jedes einzelnen Teammitglieds für mich an oberster Stelle.“ 

Das Fahrzeug wird im Herzen von Stellantis-Motorsport in Satory unter der Leitung von Jean-Marc Finot entwickelt.Das Fahrzeug wird im Herzen von Stellantis-Motorsport in Satory unter der Leitung von Jean-Marc Finot entwickelt.
Vergnes tolle Bilanz beim Schwesterteam DS.Vergnes tolle Bilanz beim Schwesterteam DS.
Cassidy schrieb in Season 11 Geschichte - Hattrick!Cassidy schrieb in Season 11 Geschichte - Hattrick!
Die Saison 2025/26 startet Ende Oktober mit den Tests in Valencia, im Dezember findet dann der erste E-Prix in Sao Paulo statt.Die Saison 2025/26 startet Ende Oktober mit den Tests in Valencia, im Dezember findet dann der erste E-Prix in Sao Paulo statt.
Die Marke Citroën befindet sich in einer Aufschwungphase.
Nach der vollständigen Erneuerung seiner Modellpalette innerhalb von nur zwei Jahren markiert die Rückkehr in den Motorsport für Citroën einen weiteren wichtigen Schritt. Motorsport, so sagt man im Konzern, "erschafft Markensagen, festigt Glaubwürdigkeit und begeistert ein breites Publikum. Er vereint Mitarbeitende und das Händlernetzwerk in gemeinsamer Begeisterung. Zudem zeigt er den Kundinnen und Kunden, dass die Marke höchste Ansprüche an die Entwicklung ihrer Produkte stellt – Ansprüche, die direkt aus dem Wettbewerb in die Serienfahrzeuge übertragen werden." Im Kundensport war Citroen ja nie weg, im Rallye2-Kundensportprogramm etwa gewann man mit dem C3 bereits 95 Rallyes.
Klar ist freilich auch: Rallye-Fans sind meist eine andere Zielgruppe als jene der Formel E. Doch die elektrische Renn-Serie, die zum Glück kaum noch mit der Formel 1 verglichen wird, sondern ihren eigenen Charakter hat, ist ein starkes internationales Instrument, um ein neues Publikum zu erreichen. Mit 18 Rennen in 12 Ländern besitzt diese Meisterschaft eine ausgeprägte internationale Dimension. Die Teilnahme ermöglicht es Citroën, seine internationale Bekanntheit weiter zu stärken – insbesondere auf Märkten, in denen die Marke ihre Sichtbarkeit erhöhen möchte. Und die Formel E ist eine Rennserie, die den Menschen direkt begegnet: im Herzen der Städte. Zumal die traditionell innovationsfreudige Marke Citroën voll auf elektrische Mobilität setzt und mit Modellen wie Ami, C3C3 AircrossC4 oder C5 Aircross eine breite Elektro-Palette hat. Die Formel E teilt diese Mission: den Motorsport näher an die Menschen zu bringen, Events zugänglich zu machen und eine echte Verbindung zu den Fans zu schaffen.
Das Publikum der Formel E – jünger, weiblicher, engagierter und stärker vernetzt – passt perfekt zu den Ambitionen von Citroën. Diese Zielgruppen sind strategisch besonders wichtig für eine Marke, die französischen Chic und eine große Geschichte mitbringt, aber schon immer für zugängliche und zukunftsorientierte Mobilität stand. 
Motorprofis.at-Reporter Gerald Enzinger bei der Präsentation des neuen Citroën-Formel E-Teams in Paris.Motorprofis.at-Reporter Gerald Enzinger bei der Präsentation des neuen Citroën-Formel E-Teams in Paris.
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