JÄNNERRALLYE
Jännerrallye? Weltklasse
Ein Re-Start, wie er kaum besser hätte laufen können. Bei der Jännerrallye 2023 konnten sowohl die Macher (die sich über 140.000 Fans freuen dürfen) als auch Motorsportler überzeugen. Dass am Ende mit Adrien Fourmaux (Ford) ein echter WM-Star von M-Sport die Rallye gewinnen konnte, bringt Glanz in das Siegerbuch – doch noch mehr darf man sich aus österreichischer Sicht über die Leistungen vieler heimischer Asse freuen. Alle voran jene von Simon Wagner.
Der Staatsmeister forderte den WM-Piloten vom ersten bis zum letzten Meter, eine echte Reifeprüfung seiner internationalen Klasse.
Trotzdem: Zum ersten Mal in ihrer 36-jährigen Geschichte gab es bei der LKW FRIENDS on the road Jännerrallye powered by Wimberger einen französischen Sieger. Fourmaux ließ Simon Wagner und Hermann Neubauer hinter sich. Mit dem Adrien Fourmaux (27), der seit 2020 für M-Sport in der Weltmeisterschaft fährt, gewann der Mann, der die Pace vorgab und der ab der zweiten Sonderprüfung die Führung nie mehr hergegeben musste.
3,6 Sekunden war der knappste Abstand, auf den der Franzose einen Gegner (Simon Wagner nach SP 2) an sich herangelassen hat. Ansonsten hatte er 170 Wertungskilometer lang auf jeden Angriff die passende Antwort parat. Wie auf Schienen zog er seinen vom österreichischen ZM Racing Team betreuten Ford Fiesta Rally2 durch die anspruchsvollen Prüfungen rund um Freistadt.
Und er wurde dabei von Tausenden fairen Fans, die bei vor allem am letzten Tag fast frühlingshaften Bedingungen die Zuschauerzonen an den Rand des Berstens brachten, frenetisch bejubelt.
Adrien Fourmaux: „Das war eine sehr schwierige Rallye auf internationalem Topniveau. Simon hat mir nicht viel Luft gelassen, aber das war auch gut so. Damit wurde es zu einem sehr gelungenen Test für die kommende WM-Rallye in Monte Carlo.“
Wagner kann sich auch freuen: „Ich bin mit dem zweiten Platz hier hochzufrieden. Nur neun Sekunden Rückstand auf einen Werksfahrer ist für mich ein Super-Ergebnis. Genauso super wie diese Veranstaltung hier war. Vor so vielen Zuschauern bin ich in Österreich noch nie gefahren. Das war ein großartiges Erlebnis.“
Hermann Neubauer wurde Dritter. Wer ihn kennt, ahnt aber, dass ihm über eine Minute Rückstand auf den Sieger zu viel sind. Dabei begann es toll für den von Ford zu Skoda gewechselten Lungauer. Die Bestzeit bei der ersten Prüfung weckte Hoffnungen. „Der Umstieg auf ein neues Auto war dann aber doch schwieriger als ich das erwartet habe“, sagt Neubauer. „Aber ich muss auch sagen, dass die beiden da vorne wirklich ein irres Tempo gegangen sind." Neubauers Ansage in Richtung Wagner: "Die Saison ist noch lang, ich komme zurück.“
Aufregend war der Kampf um Platz 4. Hier mischte von Anfang an das Skoda-Trio Michael Lengauer, Martin Rossgatterer und Johannes Keferböck mit. Vor allem Michael Lengauer begeisterte seiner Fans mit seinem aufregenden Stil. Und mit einem Highlight: Als gerade er, der zum allerersten Mal in einem Skoda der stärksten Kategorie saß, in Unterweißenbach die gesamte Elite hinter sich lassen und die SP gewinnen konnte, jubelten selbst die Experten. Als sich Johannes Keferböck durch einen Ausrutscher aus dem Bewerb schleuderte, blieb es beim Duell Roßgatterer – Lengauer, das sich erst zugunsten Lengauers entschied als Roßgatterer durch einen Reifenschaden gezwungen war, während der Prüfung zu wechseln – was ihn um zweieinhalb Minuten zurückwarf. Michael Lengauer: „Das war ein unfassbares Erlebnis für unser ganzes Team. Diese Euphorie, die von den Zuschauern zu uns herübergeschwappt ist, das ist einfach unbeschreiblich.“
Lokaler Nebeneffekt: Mit dem vierten Platz in der Gesamtwertung sicherte sich Lengauer auch den Sieg in der eigens ausgetragenen Mühlviertel-Wertung.
Genossen hat die Jännerrallye auch Raimund Baumschlager im brandneuen Skoda Fabia RS Rally2. Mit dem fünften Platz war der Rekord-Staatsmeister ebenso zufrieden wie mit der Veranstaltung als solches. „Meine Vorstellungen sind voll erfüllt. Ich bin ohne Druck in die Rallye gegangen und habe wichtige Erkenntnisse über das neue Auto im Rennbetrieb gewinnen können. Den Organisatoren dieser fantastischen Rallye kann ich nur gratulieren.“
2WD-Staatsmeisterschaft. Luca Waldherr gewann im Opel Corsa Rally4 alle 17 Sonderprüfungen bei den zweiradgetriebenen Fahrzeuen. Er räumte somit punktemäßig voll ab und war glücklich: „Das war meine erste Jännerrallye überhaupt –und es war grandios. Ich bin mit großem Respekt hierhergekommen, und muss sagen, diese Veranstaltung hat jeden Respekt auch verdient.“
Die weiteren Sieger? Der Niederösterreicher Luca Pröglhöf (Ford Fiesta ST) sicherte sich den Sieg in der Junioren-Staatsmeisterschaft vor seinen Markenkollegen aus Oberösterreich Lukas und Raphael Dirnberger.
In der Historischen Staatsmeisterschaft holte Titelverteidiger Lukas Schindelegger mit seinem Ford Escort S2000 den Sieg vor Patrick Gaubinger (Audi Quattro) und dem Niederösterreicher Andreas Hulak (Ford Escort RS2000). Den "Historischen Rallye-Cup" gewann Günther Königseder mit seinem Lancia Delta Integrale vor Gerhard Fragner (Mazda 323). Der Sieg im ORC ging nach Tschechien: Filip Kohn (Ford Fiesta Rally3) gewann vor Lokalmatador Johann Seiberl (Mitsubishi Evo VI). Und: Der Niederösterreicher Michael Franz (Golf III Kitcar) gewann die ORC2000-Wertung vor Luca Pröglhöf.
Der wahre Sieger ist aber der österreichische Rallye-Sport und damit auch die Meisterschaft, die seit heuer neu aufgestellt ist. Die nächste ÖM-Rallye ist im Rebenland – am 17. und 18. März.