TEST: ALPINE A110
Wenn alles fließt
Echte Sportwagen sind hart, aggressiv und einschüchternd? Es geht auch anders. Die Alpine ist so leicht und so gut komponiert, dass sie der Konkurrenz mit einer faszinierenden Gelassenheit um die Ohren fährt. Ihren Charakter wird nicht jeder mögen, aber man kann sich auch hoffnungslos in ihn verlieben. Sicher ist: Mit dieser Werbeveranstaltung für den Leichtbau weist Renault dem Sportwagen-Genre seinen Weg in eine rosige Zukunft. Die anderen werden nachziehen müssen.
18.10.2018Fotos: Werk
Das Wichtigste zuerst. Die Alpine ist leicht, sehr leicht. Mit 1.103 Kilo Realgewicht inklusive aller Flüssigkeiten unterbietet sie den Porsche Cayman um 300 Kilo – oder 25 Prozent. Wie schafft sie das?
Nicht durch Zauberei, sondern durch harte Arbeit. 22 Jahre nachdem die letzte A610 das Werk im nordfranzösischen Dieppe verlassen hat, setzt die von Renault wiederbelebte Sportwagenmarke mehr denn je auf Leichtbau: Nicht nur Chassis und Karosserie aus Aluminium drücken das Gewicht der neuen A110, sondern auch unfassbare Liebe zum Detail. Da sind kleine Schritte dabei, zum Beispiel bringt es einen Kilo, wenn man den Bremsenhersteller Brembo überredet, seine Software in die Bosch-Unit einzubauen, statt eine eigene zu verwenden. Und es sind große Brocken dabei, etwa der Sabelt-Sitz, der nur 13 Kilo wiegt, und damit halb soviel wie der Recaro-Stuhl des Megane RS.
So leicht sind sonst nur Lotus und Alfa Romeo 4c. Beide sind aber mit der Alpine nicht vergleichbar – warum?
Während Alfa und Lotus ihre Leichtbau-Sportwagen so kompromisslos abgestimmt haben, dass sie rennstrecken-, aber nicht alltagstauglich sind, will die Alpine ein Sportwagen sein, mit dem man auch jeden Tag in die Arbeit fahren kann.
Wie soll das mit dem hohen sportlichen Anspruch der Alpine zusammenpassen?
Das niedrige Gewicht eröffnet Möglichkeiten. Ein leichtes Auto braucht kein extrahartes Fahrwerk, um in Kurven stabil zu bleiben. Es braucht auch keine ultrabreiten Reifen, um Grip aufzubauen.
Nicht durch Zauberei, sondern durch harte Arbeit. 22 Jahre nachdem die letzte A610 das Werk im nordfranzösischen Dieppe verlassen hat, setzt die von Renault wiederbelebte Sportwagenmarke mehr denn je auf Leichtbau: Nicht nur Chassis und Karosserie aus Aluminium drücken das Gewicht der neuen A110, sondern auch unfassbare Liebe zum Detail. Da sind kleine Schritte dabei, zum Beispiel bringt es einen Kilo, wenn man den Bremsenhersteller Brembo überredet, seine Software in die Bosch-Unit einzubauen, statt eine eigene zu verwenden. Und es sind große Brocken dabei, etwa der Sabelt-Sitz, der nur 13 Kilo wiegt, und damit halb soviel wie der Recaro-Stuhl des Megane RS.
So leicht sind sonst nur Lotus und Alfa Romeo 4c. Beide sind aber mit der Alpine nicht vergleichbar – warum?
Während Alfa und Lotus ihre Leichtbau-Sportwagen so kompromisslos abgestimmt haben, dass sie rennstrecken-, aber nicht alltagstauglich sind, will die Alpine ein Sportwagen sein, mit dem man auch jeden Tag in die Arbeit fahren kann.
Wie soll das mit dem hohen sportlichen Anspruch der Alpine zusammenpassen?
Das niedrige Gewicht eröffnet Möglichkeiten. Ein leichtes Auto braucht kein extrahartes Fahrwerk, um in Kurven stabil zu bleiben. Es braucht auch keine ultrabreiten Reifen, um Grip aufzubauen.
Für Halt ist gesorgt.
Schaltung per Knopfdruck.
Tourenzähler mit Ziffern.
Was heißt das konkret – wie zahm ist die Alpine im Alltag?
Sie ist erstaunlich umgänglich.
Man wird vom nicht zu harten Fahrwerk relativ wenig durchgeschüttelt, dafür brauchen die Franzosen nicht einmal eine adaptive Variante (die wäre sowieso viel zu schwer!).
Im Normal-Modus spricht das Gaspedal sehr zahm an und der Motor säuselt nur dezent.
Uns persönlich ist dieser Modus etwas zu zurückhaltend, weshalb wir ihn auch nur kurz gefahren sind (im Test ist mit Ausnahme dieses Kapitels immer vom Sportmodus die Rede), aber als Besitzer schätzt man den Normal-Modus vermutlich mit der Zeit. Zumal man dann auch mit sieben Litern Verbrauch unterwegs sein wird (selbst beim Sporteln am Berg sollten es aber nicht viel mehr als zehn Liter werden). Normverbrauch übrigens 6,1 Liter.
Auch wenn das Heckfenster nicht gerade riesig ist, insgesamt bewahrt man leicht die Übersicht über das kompakte Auto und parkt somit unproblematisch ein.
Nur auf der Autobahn muss man dem Leichtbaukonzept zwischendurch Tribut zollen, durch das niedrige Gewicht und den Mittelmotor spürt man immer wieder mal Seitenwinde und Spurrillen. Die Alpine ist aber sowieso kein Autobahn-Bolzer, sie cruist dort lieber dahin.
Wie schaut es drinnen aus? Ist der Innenraum hochwertig? Hat man genug Platz in der Alpine? Wie groß ist der Kofferraum?
Die A110 ist mit knapp 4,20 Metern Länge und 1,80 Metern Breite ein sehr kompaktes Auto, bietet Innen aber auch großen Fahrern genug Platz – das hat Alpine super gelöst. Die Materialqualität und ist ein wenig unter Porsche oder Audi, aber nicht sehr viel. Das Multimedia-System ist modern. Schnell erreichbare Ablagen gibt es nicht viele, aber eine für das Handy ist da. Und der Kofferraum? Das Mittelmotorkonzept erlaubt vorne und hinten nur je ein Fach mit rund 100 Litern Volumen. Fürs Wochenende zu zweit reicht es schon. Wer länger weg bleibt, muss Sakkos und Kleider eben einzeln reinlegen, das hat noch immer funktioniert.
Sie ist erstaunlich umgänglich.
Man wird vom nicht zu harten Fahrwerk relativ wenig durchgeschüttelt, dafür brauchen die Franzosen nicht einmal eine adaptive Variante (die wäre sowieso viel zu schwer!).
Im Normal-Modus spricht das Gaspedal sehr zahm an und der Motor säuselt nur dezent.
Uns persönlich ist dieser Modus etwas zu zurückhaltend, weshalb wir ihn auch nur kurz gefahren sind (im Test ist mit Ausnahme dieses Kapitels immer vom Sportmodus die Rede), aber als Besitzer schätzt man den Normal-Modus vermutlich mit der Zeit. Zumal man dann auch mit sieben Litern Verbrauch unterwegs sein wird (selbst beim Sporteln am Berg sollten es aber nicht viel mehr als zehn Liter werden). Normverbrauch übrigens 6,1 Liter.
Auch wenn das Heckfenster nicht gerade riesig ist, insgesamt bewahrt man leicht die Übersicht über das kompakte Auto und parkt somit unproblematisch ein.
Nur auf der Autobahn muss man dem Leichtbaukonzept zwischendurch Tribut zollen, durch das niedrige Gewicht und den Mittelmotor spürt man immer wieder mal Seitenwinde und Spurrillen. Die Alpine ist aber sowieso kein Autobahn-Bolzer, sie cruist dort lieber dahin.
Wie schaut es drinnen aus? Ist der Innenraum hochwertig? Hat man genug Platz in der Alpine? Wie groß ist der Kofferraum?
Die A110 ist mit knapp 4,20 Metern Länge und 1,80 Metern Breite ein sehr kompaktes Auto, bietet Innen aber auch großen Fahrern genug Platz – das hat Alpine super gelöst. Die Materialqualität und ist ein wenig unter Porsche oder Audi, aber nicht sehr viel. Das Multimedia-System ist modern. Schnell erreichbare Ablagen gibt es nicht viele, aber eine für das Handy ist da. Und der Kofferraum? Das Mittelmotorkonzept erlaubt vorne und hinten nur je ein Fach mit rund 100 Litern Volumen. Fürs Wochenende zu zweit reicht es schon. Wer länger weg bleibt, muss Sakkos und Kleider eben einzeln reinlegen, das hat noch immer funktioniert.
Es ist eine faszinierenden Ruhe und Gelassenheit, mit der die Alpine den Berg hinaufjagt. Alles wirkt leicht und fließend.
Sprechen wir vom Berg, dem natürlichen Lebensraum der Alpine. Wie verhält sich die A110 beim intensiven Kurvenspiel?
Sie fährt der schwereren Konkurrenz beim Fahrspaß so richtig um die Ohren. Und das auf ihre ganz eigene Art. Wer einen harten, aggressiven oder gar einschüchternden Sportwagen erwartet, wird eines besseren belehrt.
Nämlich?
Es ist eine faszinierenden Ruhe und Gelassenheit, mit der die Alpine im Eiltempo den Berg hinaufjagt. Alles wirkt ganz leicht und fließend. Wo andere Sportwagen durch Aggressivität und Härte ins Kurvenspiel finden wollen, bleibt die Alpine entspannt und verlässt sich auf ihre wunderbar durchkomponierten Abläufe. Den Fahrer versetzt das in einen grandiosen Flow.
Schauen wir uns das im Detail an.
Der Motor, ein Vierzylinder-Turbo mit lediglich 1,8 Litern Hubraum und 252 PS, fühlt sich durch das geringe Gewicht nicht nur locker 100 PS stärker an – er hat auch eine faszinierend einfache und schnelle Art, zu Kraft zu kommen. Die Alpine beschleunigt ganz und gar mühelos ohne spürbare Verzögerung. Der Klang dazu ist wunderbar wuchtig, aber authentisch. Auch das Doppelkupplungsgetriebe mit Schaltwippen überzeugt, auch wenn es teilweise noch einen Tick aggressiver sein könnte.
Die Messwerte, das nur nebenbei, bestätigen den subjektiven Eindruck: 4,5 Sekunden auf Hundert sind beeindruckend. Der Topspeed ist bei 250 km/h abgeregelt.
Das Fahrwerk verzahnt sich durch seine ausgewogene, nicht zu harte, Art gerade auf den kleineren Straßen sehr gut mit dem Asphalt. Die Lenkung ist supergenau, ohne mit übertriebener Direktheit zu nerven, nur ein wenig mehr Rückmeldung könnte sie geben. Insgesamt ist die Fahrzeugkontrolle grandios. Eine riesige Freude ist jedesmal das Bremsen, denn zum Fliegengewicht kombiniert Alpine noch superbissige Brembos. Und stets profitiert man in der Praxis von der relativ geringen Fahrzeugbereite, kann mehr Passagen als sonst mit vollem Speed durchfahren.
Sie fährt der schwereren Konkurrenz beim Fahrspaß so richtig um die Ohren. Und das auf ihre ganz eigene Art. Wer einen harten, aggressiven oder gar einschüchternden Sportwagen erwartet, wird eines besseren belehrt.
Nämlich?
Es ist eine faszinierenden Ruhe und Gelassenheit, mit der die Alpine im Eiltempo den Berg hinaufjagt. Alles wirkt ganz leicht und fließend. Wo andere Sportwagen durch Aggressivität und Härte ins Kurvenspiel finden wollen, bleibt die Alpine entspannt und verlässt sich auf ihre wunderbar durchkomponierten Abläufe. Den Fahrer versetzt das in einen grandiosen Flow.
Schauen wir uns das im Detail an.
Der Motor, ein Vierzylinder-Turbo mit lediglich 1,8 Litern Hubraum und 252 PS, fühlt sich durch das geringe Gewicht nicht nur locker 100 PS stärker an – er hat auch eine faszinierend einfache und schnelle Art, zu Kraft zu kommen. Die Alpine beschleunigt ganz und gar mühelos ohne spürbare Verzögerung. Der Klang dazu ist wunderbar wuchtig, aber authentisch. Auch das Doppelkupplungsgetriebe mit Schaltwippen überzeugt, auch wenn es teilweise noch einen Tick aggressiver sein könnte.
Die Messwerte, das nur nebenbei, bestätigen den subjektiven Eindruck: 4,5 Sekunden auf Hundert sind beeindruckend. Der Topspeed ist bei 250 km/h abgeregelt.
Das Fahrwerk verzahnt sich durch seine ausgewogene, nicht zu harte, Art gerade auf den kleineren Straßen sehr gut mit dem Asphalt. Die Lenkung ist supergenau, ohne mit übertriebener Direktheit zu nerven, nur ein wenig mehr Rückmeldung könnte sie geben. Insgesamt ist die Fahrzeugkontrolle grandios. Eine riesige Freude ist jedesmal das Bremsen, denn zum Fliegengewicht kombiniert Alpine noch superbissige Brembos. Und stets profitiert man in der Praxis von der relativ geringen Fahrzeugbereite, kann mehr Passagen als sonst mit vollem Speed durchfahren.
Edles Alpine-Logo am Lenkrad.
Frankreich baut wieder Sportwagen.
Keine Enge: Die A110 ist ein kompaktes Auto, bietet Innen aber auch großen Fahrern genug Platz. Qualität nahe an Porsche und Audi.
Wie schaut es preislich aus?
Die Alpine ist nicht günstig, aber günstiger als der Alfa Romeo 4c, und sie liegt ausstattungsbereinigt auch etwas unter Porsche Cayman und Audi TTS. Die getestete Version A110 „Premiere Edition“ ist ausverkauft, nun ändern sich die Ausstattungsvarianten etwas: Künftig hat man die Wahl zwischen der mehr auf Dynamik ausgelegten A110 „Pure“ (ab 58.700 Euro) und der komfortorientierteren A110 „Legende“ (ab 62.600 Euro).
Wie fällt das Fazit aus?
Was für ein Fahrgefühl! Was für ein Spaß! Wir geben definitiv zehn von zehn Punkten und würden die Alpine – Stand jetzt – sogar als Sportwagen des Jahrzehnts bezeichnen.
Den Charakter der Alpine, die Härte und Aggressivität durch wunderbar durchkomponierte, sanft fließende Abläufe ersetzt, wird nicht jeder mögen. Aber viele werden sich auch hoffnungslos verlieben.
Abgesehen davon ist eines sicher: Mit dieser Werbeveranstaltung für den Leichtbau (Beschleunigung wie ein Porsche. Verbrauch und Abgase wie ein Golf) weist Renault dem Sportwagen-Genre seinen Weg in eine rosige Zukunft. Die anderen werden nachziehen müssen.
Die Alpine ist nicht günstig, aber günstiger als der Alfa Romeo 4c, und sie liegt ausstattungsbereinigt auch etwas unter Porsche Cayman und Audi TTS. Die getestete Version A110 „Premiere Edition“ ist ausverkauft, nun ändern sich die Ausstattungsvarianten etwas: Künftig hat man die Wahl zwischen der mehr auf Dynamik ausgelegten A110 „Pure“ (ab 58.700 Euro) und der komfortorientierteren A110 „Legende“ (ab 62.600 Euro).
Wie fällt das Fazit aus?
Was für ein Fahrgefühl! Was für ein Spaß! Wir geben definitiv zehn von zehn Punkten und würden die Alpine – Stand jetzt – sogar als Sportwagen des Jahrzehnts bezeichnen.
Den Charakter der Alpine, die Härte und Aggressivität durch wunderbar durchkomponierte, sanft fließende Abläufe ersetzt, wird nicht jeder mögen. Aber viele werden sich auch hoffnungslos verlieben.
Abgesehen davon ist eines sicher: Mit dieser Werbeveranstaltung für den Leichtbau (Beschleunigung wie ein Porsche. Verbrauch und Abgase wie ein Golf) weist Renault dem Sportwagen-Genre seinen Weg in eine rosige Zukunft. Die anderen werden nachziehen müssen.
Vielleicht der Sportwagen des Jahrzehnts: Das Fahrgefühl ist ein kunstvolle Gesamtkomposition mit höchstem Unterhaltungswert. Der Leichtbau wird Vorbildwirkung für die ganze Branche haben.
Wie wird ein Sportwagen, der 300 Kilo weniger wiegt als die Konkurrenz, eigentlich gebaut? Motorprofis.at hat einen Blick hinter die Kulissen von Alpine geworfen.
DATEN & FAKTEN
ALPINE A110
(Oktober 2018)Preis
Pure (sportorientiert) ab 58.700 Euro. Légende (komfortorientiert) ab 62.600 Euro.Antrieb
4-Zylinder-Turbo-Benziner, 1.798 cm³, 185 kW/252 PS bei 6000 U/min; 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe; Heckantrieb.Abmessungen
L/B/H 4180 x 1798 x 1252 mm; Kofferraum 196 Liter.Gewicht
Leergewicht 1.100 kg.Fahrwerte
Vmax 250 km/h, 0-100 in 4,5 sec.Testverbrauch
7,7 Liter.MOTORPROFIS WERTUNG
Fahrspass
10 Punkte
Vernunft
6 Punkte
Preis-Leistung
9 Punkte
Gesamturteil
10 Punkte