TEST: TOYOTA COROLLA TOURING SPORTS 2,0 HYBRID
Cooler Streber
Im Vergleich mit kompakten SUVs hat der kompakte Kombi meistens den niedrigeren Preis und Verbrauch, aber das höhere Platzangebot. Damit spielt der gute alte Kombinationskraftwagen trotz aller SUV-Euphorie eine wichtige Rolle für Flotten oder Familien, die kostensensibel sind. Das liegt auch daran, dass die Kombis in der Kompaktklasse auf ein Maß gewachsen sind, das man als vernünftige neue Mittelklasse bezeichnen kann. Während es in der Mittelklasse in die aus urbaner Sicht nicht mehr so komfortablen 4,80-Meter-Regionen geht, sind Autos wie der der 4,65 Meter lange Corolla Touring Sports noch familien- UND innenstadttauglich, also Allrounder.
Neu ist, dass Toyota diese Pragmatik auch lässig verpackt. Was hat sich im Design geändert?
Toyota hat sich unter Boss Akio Toyoda zu einer Marke verwandelt, die coole Autos baut. Nicht zuletzt deshalb wurde der neue Yaris gerade zum Auto des Jahres gewählt, auch der nächste Aygo dürfte ein Designhit werden. In der Kompaktklasse zeigt der Corolla das neue Gesicht von Toyota: Scharfe Linien und schmale Lichter umranden einen großen Kühlergrill, die Proportionen sind knackig. Der Bestseller Corolla – 2020 war er wieder das meistverkaufte Auto der Welt – kommt jetzt schnittiger daher als die meisten Kontrahenten. Von vorne strahlt der Kombi die gleiche Dynamik wie der Hatchback aus, auch weil er die lässige Ausstattungsvariante GR-S (GR für: Gazoo Racing Sport) mit sportlichen 18-Zöllern und schwarzem Dach in vollem Umfang mitnimmt. Das Heck fällt beim Kombi aber nicht ganz so sportlich aus, da muss Toyota die Pragmatik schon im Auge behalten.
Kann der neue Innenraum überzeugen?
Auch innen schaut der Corolla jetzt viel flotter aus. Auf dem schwungvollen Armaturenbrett mit lässigen Lüftungsdüsen thront ein Touchscreen, der im Zusammenspiel mit dem großen Infodisplay in den Armaturen die meisten Funktionen übernimmt. Alles wirkt sehr aufgeräumt, denn Knöpfe gibt es im Zentrum nur noch für die Multimedia-Menüs und die Temperatursteuerung, zudem hat der Lautstärken-Drehregler glücklicherweise den digitalen Umbruch überlebt. In der Sportausstattung GR-S kommen die sportlich geformten Sitze mit rot-weißem Streifendesign als Eyecatcher dazu. So fein wie in der Premiumklasse sind Materialauswahl und Verarbeitung nicht, der Innenraum wirkt aber robust und durchaus wertig. Die weitgehend digitalisierte Bedienung hat ein unspektakuläres, eher braves Layout, das aber logisch und benutzerfreundlich ist. Nur im Einzelfall verstecken sich Funktionen zu tief im Menü des Instrumen-Infodisplays, das mit Lenkradfernbedienung gesteuert wird. Das Smartphone kann via Bluetooth, und vor allem per Apple Carplay und Android Auto, gut integriert werden.
Wie schneidet der Corolla Touring Sports bei Platzangebot und Nutzwert ab?
Die Passagiere haben für Kompaktklasse-Verhältnisse sehr viel Platz. Vorne zwickt es auch für große Fahrer nicht. Und es können in beiden Reihen gleichzeitig Erwachsene sitzen, ohne dass es eng wird. Die Zuladung ist nicht rekordverdächtig, aber OK.
Mit 581 bis 1.591 Litern ist das Ladevolumen im Klassenschnitt, wobei die Klasse hier extrem viel bietet. Von so viel Stauraum können Kompakt-SUVs meist nur träumen, außerdem ist die Beladung bei den Kombis durch die niedrige Ladekante einfacher. Der Corolla-Kofferraum liegt besonders tief und ist ohne Stufe erreichbar, wenn der höhenverstellbare Boden entsprechend arretiert ist. Auch die Details machen die Arbeit angenehm: Die Kofferraumbeleuchtung hilft bei nächtlicher Beladung und die Verzurrösen fixieren rutschiges Gepäck. Das Staufach für die Abdeckrollo und das serienmäßige Trennnetz sind hilfreich, wenn das Auto bis unters Dach beladen wird oder der Hund hinten Platz nimmt. Dass die Rücksitzlehnen vom Heck aus umgelegt werden könne und dann auch selbständig umfallen, ist im Alltag ebenso angenehme wie die komplett ebene Ladefläche, die daraus entsteht. Das ist Fachkompetenz, die Kombifahrer schätzen.
Durchaus. Der neue Corolla hat einen anderen Charakter als seine Vorgänger. Bisher war bei Toyota die Lenkung oft etwas indifferent und das Fahrwerk eher unverbindlich. Jetzt steuert der Corolla mit zielegenauer Lenkung ziemlich agil in die Kurven. Sein Fahrwerk ist durchaus knackig, er geht aber nicht zu weit und bewahrt sich ordentlichen Alltagskomfort, weil Fahrwerk und Sitze nicht zu straff sind. Toyota hat viel Zeit und Mühe in die Abstimmung investiert, das ist offensichtlich und geht auf die Initiative von Chef Akio Toyoda zurück, der das Motorsport-Engagement ausbaut und von seinen Ingenieuren auch für die Straße sportive Autos fordert.
Was muss man über den Toyota-Hybridantrieb wissen? Welche Antriebsvarianten gibt es für den Corolla TS?
Mit seinem Hybridantrieb ist Toyota vom Außenseiter zum Innovationstreiber geworden, der Verbrauch und Emissionen im großen Stil reduziert, statt – denn während aufladbare Plug-in-Hybridantriebe (PHEV) nur Sinn machen, wenn man zuhause eine Lademöglichkeiten hat, richtet sich Toyotas kabelloser Vollhybrid an alle und verkauft sich heute schon in Massen.
Im getesteten 2,0 Hybrid wird ein Zweiliter-Vierzylinder-Benzinmotor mit 152 PS hybridisiert, das ergibt eine System-Gesamtleistung von stolzen 180 PS. Alternativ gibt es einen 1,8 Hybrid (Vierzylinder-Benziner mit 98 PS, Systemleistung 122 PS) und als Einstiegsvarianten einen 1,2-Liter-Vierzylinder-Benziner (116 PS).
In der Stadt lässt der Elektromotor den Benziner oft ruhen, man gleitet bei manchen Fahrten über 50 Prozent der Zeit elektrisch dahin. Wenn sich der Benziner zuschaltet, bleibt er leise, zudem macht das stufenlos variable Getriebe keine Schaltrucke. Das Auto ist in der Stadt also höchst komfortabel – und sparsam: Vier-Liter-Werte sind jederzeit zu erzielen!
Auf Landstraßen kann man den Hybrid-Flow fortsetzten und das Auto entspannt gleiten lassen, beim Verbrauch steht dann weiter ein Vierer vor dem Komma. Neu ist aber, dass der Corolla auch mit flotteren Fahrern sehr gut harmoniert: Früher wurde oft moniert, das der Hybridantrieb bei starker Beschleunigung in hohe Drehzahlen geht und dort hörbar verharrt. Auch wenn sich das technische Prinzip nicht geändert hat, besteht das Problem beim 2,0 Hybrid fast nie mehr. Das liegt neben dem technischen Feintuning – Toyota hat inzwischen über 20 Jahren Hybrid-Erfahrung – auch am stärkeren System: Benziner und Elektromotor haben spürbar mehr Drehmoment, daher wirkt der Antrieb auch bei betont flotter Fahrweise souverän und unangestrengt. Der Sportmodus sollte dabei unbedingt eingeschaltet sein, das Ansprechverhalten des Antriebs ist dann ein anderes.
Die Unterfütterung mit mehr Drehmoment und die höhere Leistung wirkt sich auf Autobahnetappen ähnlich postiv aus, der satt liegenden Corolla Touring Sports ist ein guter Kilometerfresser. Der Verbrauch liegt bei Autobahntempo im Bereich 5,5 bis 6,5 Liter.
Im Mix kam der Testverbrauch übrigens auf 5,4 Liter, bei kommoder Fahrweise und zwischenzeitlich sportiven Zwischenetappen. Wer vom Diesel kommt, wird also wohl eine vergleichbare Tankrechnung haben, in der Stadt eine niedrigere.
Wie schaut es preislich aus?
Der Corolla TS startet knapp über 22.500 Euro. In der getesteten Edelvariante mit 180 Hybrid-PS und sportlicher GR-S-Ausstattung werden 37.330 Euro aufgerufen – aber 4.000 Euro über den Aktionspreis wieder abgezogen. Damit ist der Corolla bei den Kompaktlasse-Kombis gut dabei. Neuerdings gibt es bei Toyota übrigens 10 Jahre Garantie, wenn man sein Jahresservice immer in einer Markenwerkstatt durchführt – einzigartig in der Branche. Ein Toyota hält in der Regel lange, das ist bekannt, und auch Toyota ist sich da offenbar ziemlich sicher.
Wie fällt das Fazit aus?
Ein kompakter Kombi hat im Vergleich mit kompakten SUVs meistens den niedrigeren Preis und Verbrauch, aber das höhere Platzangebot. Der kabellose Vollhybrid von Toyota richtet sich an alle, während aufladbare Plug-in-Hybridantriebe nur mit eigener Lademöglichkeit Sinn machen. Somit gehört der Corolla Touring Sports zu den vernünftigsten Formen des Autofahrens. Die schöne Überraschung ist, dass dieser Pragmatismus jetzt sehr schnittig verpackt und sportlich aufbereitet wird. Der Corolla sieht schnittiger aus als die meisten Kontrahenten und macht in der starken Hybrid-Variante auch richtig Spaß.