Honda ZR-V (Vorstellung & Sitzprobe)

Hinweis: Motorprofis.at ist den ZR-V schon gefahren. Zum ersten großen Test geht es hier.


Um wen geht es?
Der ZR-V ist die neue Mitte im europäischen SUV-Angebot von Honda, er rückt zwischen die zwei bekannten Modelle: 2022 hat sich der neue HR-V mit einer urbanen Länge von 4,34 Meter als klassisches Kompakt-SUV positioniert. Im Herbst 2023 wird der CR-V auch in Europa den Generationswechsel vollziehen und dabei auf stolze 4,70 Meter wachsen. In die Lücke rückt der neue ZR-V mit 4,57 Metern Länge und etwas sportiverem Zuschnitt. Damit hat Honda künftig ein drittes SUV mit ganz neuer Technik am Start. Eine so durchgängig frische Modellpalette sieht man in der Branche selten – auch der Civic wurde ja 2022 neu aufgelegt, Jazz und Honda e sind ebenfalls noch recht jugendlich.
 
Neues Potenzial für Europa?
Ja, die Erweiterung des Modellangebots mit einem aus China und den USA bekannten Honda-Modell ist auch ein Bekenntnis zum europäischen Markt. Als größter Zweirad- und Motorenhersteller der Welt, aber auch als Dauergast im Ranking der weltweit meistverkauften Autos (speziell mit CR-V und Civic), haben die Japaner am alten Kontinent noch weiteres Potenzial. „Europa spielt für unser Geschäft eine wichtige Rolle. In dieser Region haben wir viele treue Kunden“, betonte Europa-Chef Katsuhisa Okuda bei der Vorstellung des ZR-V.
 
Wie hat Honda das Design angelegt?
Der ZR-V ist sportiver geschnitten als der neue CR-V: Während Länge (4,57 zu 4,70 m), Breite (1,84 m zu 1,86 m) und Radstand (2,65 zu 2,70 m) nicht so stark abweichen, fällt die Höhe spürbar geringer aus (1,62 zu 1,69 m) – und die Dachlinie des ZR-V im hinteren Bereich stärker ab. Wesentliche Designmerkmale sind die schicken schmalen Lichter im Stil des Civic und der Kühlergrill, dessen vertikales schwarzes Gitter an Maserati erinnert. Am schnörkellosen Heck wird, ganz frech, ein sportiver Doppelauspuff angedeutet.

Wie ist der Innenraum gestaltet?
Das Armaturenbrett dominiert wie im Civic ein durchgehendes Lüftungsgitter. Darüber ragt ein freistehender 9-Zoll-Touchscreen heraus, mit dem das bekannte, durchwegs logisch aufgebaute Multimediasystem bedient wird. Insgesamt verbaut Honda noch relativ viele Schalter und Knöpfe, was konventioneller aussieht, für die Bedienung aber definitiv von Vorteil ist. Die auffällig geschwungene Mittelkonsole könnte etwas mehr Ablagen haben, super sind dort die unterschiedlichen, zentral gelegenen USB-Anschlüsse. Das Fach für das kabellose Smartphone-Laden ist gut platziert, nur der gelbe Warnhinweis stört das Auge ein wenig. Eine kleine, mehrteilige Bedieneinheit auf der Mittelkonsole ersetzt den Automatik-Wahlhebel, das Raumgefühl wird somit luftiger. Erfahrungsgemäß erfordert die intuitive Bedienung etwas Gewöhnungszeit, klappt dann aber. Armaturenbrett und Mittelkonsole sind mit weichen Kunststoffen überzogen und mit Ziernähten aufgepeppt. Die Material- und Verarbeitungsqualität überzeugt generell.
 
Wie viel Platz bietet der Honda ZR-V?
Das Platzangebot vorne entspricht dem Klassenschnitt. Hinten ist die Beinfreiheit sehr großzügig, etwas geringer fällt die Kopffreiheit aus. Die familienfreundliche Ladekapazität von bis zu 1.291 Litern verteilt sich auf einen Kofferraum mit Unterbodenfach. Dass dort auch die Kofferraumabdeckung verstaut werden kann, ist besonders praktisch.

Welchen Antrieb bekommt der ZR-V?
Konventionelle Benzin- und Dieselmotoren werden im ZR-V nicht mehr angeboten (zu hoher CO2-Ausstoß), Plug-in-Hybride und rein batterieelektrische Antriebe aber ebenfalls nicht (kostspielig für die Kompaktklasse). Als goldene Mitte macht Honda den Vollhybridantrieb aus, und wir würden nicht wiedersprechen.
Die gute Vorstellung unter anderen im Civic macht das e:HEV-System so interessant, dazu kommt der pragmatische Umgang: Die kleine Batterie lädt sich durch Rückgewinnung von Bremsenergie selbst auf – kommt also ohne Streckdose aus. Im ZR-V besteht der Antrieb aus zwei Elektromotoren und einem 2.0-Liter-Benzinmotor, der über Direkteinspritzung verfügt und nach dem sparsamen Atkinson-Prinzip arbeitet. Eine Steuereinheit passt das Hybridsystem an die Fahrsituation an. Die Systemleistung im ZR-V ist noch nicht ofiziell bestätigt, zu erwarten sind ähnliche Werte wie im Civic: 184 PS, 315 Newtonmeter – also Leistungsregionen, die europäische Hersteller oft nur noch mit der teureren Plug-in-Hybrid-Technik anbieten. Nachdem der Honda-Vollhybridantrieb schon im Civic mit 4,7 Litern Testverbrauch brilliert hat, dürfte er auch im ZR-V wenig Benzin konsumieren: 5,7 Liter Normverbrauch werden angekündigt.
 
Was ist fahrerisch zu erwarten?
Honda kündigt ähnliche Fahreigenschaften wie beim technisch verwandten Civic an – und das wäre gut: Beim Honda-Klassiker der neuesten Generation erwies sich die Beschleunigung im Motorprofis-Test als kraftvoll. Der größere Hubraum des Benziners und die leistungsgesteigerte E-Maschine sorgen für Souveränität. Während der Antrieb bei sanfter Fahrweise wunderbar leise ist, erinnert er im Sportmodus fast an alte VTEC-Zeiten. Generell hat der Civic sportliche und komfortable Momente gleichermaßen. Er lässt sich betont entspannt bewegen, offenbart gleichzeitig auch Agilität auf sportlichen Etappen. Ob der ZR-V daran anknüpfen kann, werden die ersten Fahrtests im Juni zeigen.
 
Wann startet der ZR-V und viel kostet er?
In Europa wird der ZR-V ab Herbst 2023 ausgeliefert. Preise nennt Honda noch keine, die Schätzungen gehen in Richtung 35.000 Euro Einstiegspreis.
 
Das erste Fazit?
Eine logische Ergänzung für das SUV-Programm von Honda: Der ZR-V ist dort die neue, familienfreundliche Mitte und kommt mit der ausgefeilten Technik, die schon im Civic so überzeugt hat.