Test: Toyota Corolla Cross 2,0 Hybrid

Welchen Background hat das neue Toyota-SUV?
Zunächst einen gut eingeführten Familiennamen: Über 50 Millionen Corolla hat Toyota in 55 Jahren und zwölf Modellgenerationen abgesetzt, der somit meistverkaufte PKW der Welt wird heute in 15 Werken produziert und in über 150 Ländern vertrieben. Neben den traditionellen Steilheck- und Kombivarianten gibt es nun erstmals auch ein SUV. Der Corolla folgt damit dem Beispiel des Yaris, der als Yaris Cross erfolgreicher denn je ist. Bei den kompakten SUVs hatte Toyota Bedarf, weil einerseits der RAV4 ziemlich groß geworden und andererseits der CH-R mehr Design- als Familienauto ist.
Mit dem 4,46 Meter langen und raumorientierten Corolla Cross hat der größte Autohersteller der Welt nun auch ein ganz klassisches Kompakt-SUV im Portfolio. Das Auto baut auf die bewährte GA-C-Plattform auf und wird in Japan gebaut.
 
Ist das Design gelungen?
Konventionelle Entwürfe wie dieser versetzten einen nicht gerade in Ekstase, haben in der Regel aber ein langes Haltbarkeitsdatum – man kennt das Prinzip vom europäischen Marktführer VW. Im Vergleich zu RAV4 und Yaris Cross zeigt der Corolla Cross etwas weniger Kante und hat dadurch mehr Onroad-Charakter. Den dominanten Trapezkühlergrill flankieren lange Bi-LED-Schweinwerfer, die ab der Basisversion dabei sind. Das gilt auch für die 18 Zoll großen Leichtmetallräder, die sich in Radhäusern mit markanter Kunststoffeinfassung drehen. Vorne und hinten wird, farblich abgesetzt, ein Unterfahrschutz angedeutet. Die Hecklichter hätte man etwas lässiger machen können.
 
Überzeugt der Innenraum?
Das Cockpit basiert auf dem bewährten Corolla-Konzept – und wer könnte mehr Feedback kriegen als das meistverkaufte Auto der Welt… Der Innenraum sieht relativ unspektakulär aus, ist aber aufregend angenehm im Alltag. Gute Ergonomie, Bedienung und Qualität sind zeitlose Werte, die ein Auto auf Dauer ungemein sympathisch machen können. Wer robuste Materialien und hochwertige Verarbeitung mehr schätzt als Glanz und Effekte, wer sich für intuitiv bedienbare Knöpfen und Schalter mehr begeistern kann als für den Style von Touch-Flächen, wer es also lieber intelligent gemacht als instagrammable gestaltet hat, der ist hier richtig.
Serienmäßig werden die analogen Armaturen durch ein digitales 12,3-Zoll-Kombiinstrument ersetzt, das sich über die Lenkradtasten einfach steuern lässt. Auch die Multimedia-Software des prominenten 10,5-Zoll-Touchscreens in der Mitte überzeugt durch klare Strukturen und einfache Menüfuhrung. Die Smartphone-Integration über Apple Carplay funktioniert kabellos, Android Auto verbindet mit Kabel. Neben der Handy-Ladeschale gehören auch USB-Anschlüsse vorne und hinten zur Serienausstattung. Das getestete Multimediasystem mit schnellerem Prozessor, Internet-basierten Echtzeit-Verkehrsinformationen für die Navigation und (mal besser, mal schlechter verstehendem) Sprachassistenten ist ab der zweiten Ausstattungsstufe an Bord.
Die erhöhte Sitzposition ermöglicht komfortablen Ein- und Ausstieg, in Reihe eins haben auch Große genügend Platz. Der Fond bietet klassenüblich mittelmäßige Beinfreiheit, durch die Neigungsverstellung der Lehnen und das große Panoramadach mit elektrischer Sonnenblende (Serie ab Austattungsstufe zwei!) wird es auch hinten luftiger. Die Türöffnungen sind relativ groß, das freut Kindersitz-Besitzer. Die Fondlehnen können im Verhältnis 2:1 umgeklappt werden. Im Testwagen-Kofferraum war ein praktischer rutschfester Gummiboden ausgelegt. Verschiebbare Rückbank, Skidurchreiche und variabler Kofferraumboden sind nicht verfügbar. Eine Stufe bleibt somit in der erweiterten Ladefläche. Wichtiger ist aber: Die 436 bis 1.359 Liter Ladevolumen sind klassenüblich und sehr familienfreundlich.

Neuigkeiten beim Antrieb?
Ja, der Corolla Cross hat die neueste, fünfte (!) Generation des hauseigenen Vollhybridantriebs an Bord. Die Kombination von Benzin- und Elektromotor wird seit 25 Jahren weiterentwickelt und ersetzt die normalen Benzin- und Dieselmotoren bei Toyota inzwischen weitgehend. Als sparsame Antriebsvariante ohne externen Strombedarf – das System lädt sich über Bremsenergie selbst – wird Hybrid immer beliebter bei Käufern, die das rein elektrische Abenteuer noch nicht wagen wollen. Bis 2025 soll Toyotas Hybridanteil auf 80 Prozent anwachsen.
Die fünfte Hybridgeneration ist wieder etwas leichter und kompakter geworden. Neu sind Leistungssteuerung, Transaxle-Getriebe, Lithium-Ionen-Akku und Batteriekühlung.
In der getesteten 2,0-Liter-Variante hat der Vierzylinder-Benziner weiterhin 152 PS, durch den nun stärkeren Elektroschub steigt aber die System-Gesamtleistung von 184 PS auf 197 PS.

Wie fährt sich der Corolla Cross?
Er beschleunigt sportlich, wenn die volle Systemleistung abgerufen wird: In der 2,0-Liter-Hybridvariante treffen knapp 200 PS auf 1.500 Kilo, entsprechend souverän ist der Corolla Cross beim Überholen oder auf dynamischen Landstraßen-Etappen. Ausgelegt ist der Vollhybridantrieb mit e-CVT-Getriebe aber eher auf Gleiten: Beim Beschleunigen macht sich der Motor akustisch im Innenraum bemerkbar. Der Hybridfahrer schaut daher zu, dass er schnell auf Tempo kommt und verlegt sich dann, von kurzen Zwischensprints abgesehen, auf vorrauschauende Fahrweise und maßvolle Beschleunigung – was man eigentlich ohnehin tun sollte. Wer das Hybrid-Prinzip verinnerlicht hat, schätzt die ruckfreie Beschleunigung, ist angenehm komfortabel unterwegs, und keineswegs langsam.
Der Corolla Cross überzeugt mit seiner ausgewogenen Abstimmung, das Fahrwerk ist komfortabel, aber nicht zu soft. Für flott gefahrene Kurven könnte die Lenkung etwas exakter sein. Auf der Autobahn werden die Windgeräusche stärker, der Reisekomfort passt dennoch. Insgesamt fährt der Corolla Cross unaufgeregt und hochsolide – was ihn zusammen mit dem niedrigen Verbrauch zu einem höchst sympathischen Auto macht. Die Effizienz des Hybridsystems ist erstaunlich: 6,3 Liter Testverbrauch – wobei ohne Anstrengungen 5,5 Liter zu erreichen sind (mit Anstrengungen noch weniger) und auf der Autobahn nicht mehr als sieben Liter verbraucht werden.

Passt der Preis?
Mit 39.490 Euro ist das Testfahrzeug nicht gerade günstig – allerdings inkludiert die Ausstattung („Design") sehr vieles, was anderswo extra bezahlt werden will. Im Konkurrenzvergleich hat Toyota nach wie vor ein überzeugendes Preis-Leistungsverhältnis.
1.700 Euro lassen sich mit der ebenfalls erstaunlich umfangreichen Basisausstattung einsparen. Einen deutlicheren Preissprung nach unten wird es mit der 140 PS starken 1,8 Hybrid geben, der ab dem zweiten Quartal 2023 verfügbar ist. Die 197-PS-Variante gibt es für 2.500 Euro Aufpreis auch mit Allradantrieb, das AWD-i-System arbeitet mit einem zusätzlichen Elektromotor hinten.
Gegenüber normalen Verbrennern gibt es gewisse Betriebskosten-Vorteile: Die motorbezogene Steuer ist bei Hybridantrieben nur auf die Verbrenner-Leistung zu zahlen, die elektrischen Pferde sind steuerfrei. Und Dienstwagenfahrer freuen sich durch die niedrigen CO2-Werte über 1,5 statt 2,0 Prozent Sachbezug.
 
Qualitäts-Vorteil für den Corolla Cross?
Der Qualitäts-Leumund von Toyota ist bestens, die Marke liegt in einschlägigen Statistiken immer wieder im Spitzenfeld. Auf jeden Fall gibt Toyota als einzige Marke zehn Jahre (!) oder 160.000 Kilometer Garantie, wenn das Service bei einem Vertragspartner gemacht wird – wobei auch der Wiedereinstieg in die Garantie nach Unterbrechungen möglich ist.
 
Das Fazit?
Der explizite Gegenentwurf zur Digital-Elektro-Design-Avantgarde. Das neue Kompakt-SUV von Toyota setzt auf Dinge, die nachweislich funktionieren: Unaufgeregtes Design, sparsamer Antrieb ohne externen Strombedarf, konventionelles Cockpit mit intuitiver Bedienung und robusten Materialien, bewährte Technik mit gutem Qualitäts-Leumund und sehr langer Garantie. Alles nicht so spektakulär, aber spektakulär angenehm und sympathisch im Alltag. Ein Hoch auf die Konservativen!