Formel 1 2023: Teams, Fahrer, Termine, Themen
So wird die Formel 1 2023
Sie hatte zum Teil sensationelle Zuschauer-Zahlen. Eine bessere Meisterschaft wurde von einem chaotischen Ferrari-Team zerstört, das trotz guter Autos gegen Red Bull chancenlos blieb – was ein Kunststück ist. Eine Pole-Position-Bilanz von 12:8 für Ferrari zeigt, dass es nicht am Auto lag, dass man Red Bull trotz haushoher Führung am Anfang auf Dauer nicht fordern konnte.
Max Verstappen (15 Siege) ist ein würdiger Weltmeister, auch wenn er mit seiner Aktion in Sao Paulo, als er Sergio Perez nicht vorbei half, ihm und damit auch dem Team den Vizeweltmeister-Titel kostete. Eine komplett sinnlose Aktion von Verstappen – egal wie die Vorgeschichte abgelaufen ist.
Und vielleicht ein Problem 2023, wenn er die Loyalität des Mexikaners wohl mehr brauchen wird als heuer.
Das sind die Teams und die Themen 2023 in der Formel 1:
Red Bull Racing:
1 Max Verstappen
11 Sergio Perez
Im ersten Jahr nach dem Tod von Dietrich Mateschitz werden viele Unsicherheitsfaktoren auf das Team warten: Wie wirkt sich die Strafe für die Budgetüberschreitung 2021 auf das Team und technische Entwicklungen aus? Wie verändern sich die Machtverhältnisse innerhalb des Konzerns nach Mateschitz? Wird Christian Horners Versuch, die österreichische Macht auszubremsen, funktionieren – oder wird es zum Eigentor für das ganze Team? Wie geht die Beziehung Perez "versus" Verstappen weiter, zumal man immer mehr den Eindruck bekommt, dass auch die jeweiligen Familien diesen Kampf zunehmend befeuern? Gerät Sergio Perez unter Druck, weil Alpha-Tauri-Neuling Nyck de Vries sich schnell für eine Beförderung aufdrängt?
Man sieht: 2023 wird eine sehr spezielle Saison in der Geschichte des österreichschen Erfolgs-Rennstalls. Aber sehr oft schon haben Adrian Newey und seine Kollegen unter Druck besonders gute Ergebnisse geliefert.
16 Charles Leclerc
55 Carlos Sainz
Das Team ohne Chef. 2022 war Ferrari endlich wieder mit einem titelreifen Auto am Start – und dann hat man alles selbst verbockt. Teamchef Mattia Binotto ist angezählt, eigentlich in dieser Rolle nicht mehr tragbar. Ferrari hat seit dem Erfolg von Leclerc in Spielberg Anfang Juli kein einziges (!) Rennen mehr gewonnen, fast unglaublich.
Der logische nächste Teamchef wäre Fred Vasseur von Alfa – meist waren ausländische Teamchefs bei Ferrari am ehesten in der Lage, den Laden in Griff zu bekommen. Aber Vasseurs Verhältnis zu seinem Ex-Geschäftspartner Nicolas Todt soll unentspannt sein, und ohne die Todts kann man Ferrari nicht regieren. Möge das nur nicht wieder mit einem Kompromiss (sprich einer inner-italienischen Lösung) enden. Wobei Antonella Coletta, derzeit Ferraris GT-Chef und ebenfalls hoch gehandelt, durchaus Erfolge auf der Visitenkarte stehen hat. Aber ob Ferrari jetzt die fünfte interne italienische Lösung nach dem Abgang von Jean Todt und Ross Brawn in Serie probieren sollte? Zweifel sind erlaubt. Und noch eine Frage ist offen: Kann Carlos Sainz nach einer enttäuschenden Saison wieder näher an Leclerc ran?
Mercedes:
44 Lewis Hamilton
63 George Russell
Ein Team im Aufschwung. Im Gegensatz zu Ferrari hat Mercedes definitiv kein Führungsproblem – imponierend wie der erfolgsverwöhnte Rennstall den Fehler beim Fahrzeugkonzept und die unerwartete Chancenlosigkeit weggesteckt hat – und unter Toto Wolff Ruhe bewahrte. Sensationell, wie gut die Silberpfeile in Sao Paulo schon wieder waren. Die Euphorie ist groß, aber der Druck auch: Das Auto für die nächste Saison muss auf Anhieb passen.
10 Pierre Gasly
31 Esteban Ocon
Hoffnungsvoll, aber explosiv. Alpine setzt nach dem durchaus erfreulichen WM-Ausgang 2022 (Platz 4 in der Konstrukteurs-WM vor McLaren) auf eine französische Kombination. Das Problem: Ocon und Gasly, in der Kindheit enge Freunde, wurden irgendwann im Lauf der Pubertät zu erbitterten Feinden. Kein Team-Duo hat so ein Konflikt-Potenzial, zumal Ocon schon gegen Teamrivalen wie Alonso und Perez nicht schüchtern zurücksteckte. Dass er den Spanier 2022 in der WM geschlagen hat, zeigt aber Klasse. Man kann sehr gespannt sein, wie das französische Derby endet – und ob Alpine 2023 regelmäßig auf das Podium fahren kann. Das wäre die Höchstrafe für den freiwillig abgewanderten Alonso, der sein bisheriges Team bis zum letzten Rennsonntag öffentlich attackierte. Und selbst in zwei Jahren nur ein einziges Mal in den Top3 landete, während Ocon 2021 in Ungarn gesiegt hatte.
McLaren:
4 Lando Norris
81 Oscar Piastri
Das Talente-Dreamteam. Mit Lando Norris, der Dani Ricciardo binnen zwei Jahren zerstörte, und dem australischen Rookie Oscar Piastri (Meister der Formel 3 und der Formel 2), der auf etwas dubiose Art von Alpine zu McLaren wechselte, haben die Papayas aus Woking zwei Wunderkinder im Haus. Aber für Piastri es wird ein brutales Hero-or-Zero-Jahr. Nach einer ganzen Saison Rennpause muss er sofort gegen den bei McLaren so heimischen Lando Norris liefern, und das wird bei all seinem Talent schwierig. Scheitert er, kann er in Rekordzeit verglühen. Doch noch gibt es keine Anzeichen dafür. Wie Alpine muss McLaren einen Schritt nach vor machen, ein trotz Regelreform 2022 zu großes Loch gegen die Top3-Teams schließen.
Alfa Romeo:
24 Guanyu Zhou
77 Valtteri Bottas
Das letzte Alfa-Jahr. Der sechs Platz in der Konstrukteurs-WM (vor Marken wie Aston Martin und AlphaTauri) ist ein Erfolg für das Team aus Hinwil. Auch dank Zhou, der – Paydriver hin oder her – einen sehr formidablen Job neben dem Fixstarter Bottas abgeliefert hat. Der Rennstall bleibt bei den Fahrern 2023 unverändert, und hat doch einige Fragezeichen. Bleibt Fred Vasseur Teamchef – oder wechselt er zu Ferrari? Und wie wird das letzte Alfa-Jahr funktionieren in einem Team, das im Hintergrund fast nur mehr an Audi und 2026 denkt?
Die fernere Zukunft der Schweizer kann toll sein, die nächsten drei Jahre haben aber einige Fragezeichen.
Aston Martin:
14 Fernando Alonso
18 Lance Stroll
Die grüne Gefahr. Ob Aston Martin (das viele Techniker zuletzt einkaufte) eine Gefahr für die Gegner, oder für sich selbst ist, das wird sich weisen. Aber eine Vater-Sohn-Kombination mit saudischen Geldgebern und einem teuer eingekauften Altstar Alonso, der in all seinen Teams für Unruhe sorgte und meist für schlechte Stimmung, das ist ein hochexplosives Gemisch. Genauso gut kann Aston Martin mit eben jenem Alonso aber auch die Überraschung 2023 werden. Über den Winter gibt es aber auch Fragezeichen: Etwa ob Lawrence Stroll eines Tages die Lust an all dem verliert, weil sein durchaus nicht unbegabter Sohn trotzdem definitiv kein Weltmeister der Zukunft ist, oder weil der Mutterkonzern Aston Martin Cars nicht auf Touren kommt.
HaasF1.
20 Jan Magnussen
27 Nico Hülkenberg
Der Seniorenclub. Eigentlich war die Leistung von Haas 2022 beindruckend, wenn man bedenkt, dass man wenige Tage vor dem Saisonstart den Hauptsponsor und den Paydriver verloren hat. Mick Schumachers Karriere verglühte trotzdem – jetzt setzt der Südtiroler Günther Steiner auf eine Kombi von zwei Fahrern, die beide schon mal aus der Formel 1 geflogen sind – und ihre gegenseitige Antipathie schon vor Jahren vor laufender Kamera (siehe Youtube-Video) mit deftigen Worten zur Schau stellten. Gespannt kann man sein, ob Nico Hülkenberg nach zwei Jahren bei Servus TV in seiner nun bereits dritten Formel-1-Karriere endlich mal auf das Podium kommt.
AlphaTauriF1:
21 Nyck de Vries
22 Yuki Tsunoda
Der nächste Holländer. Unglaublich: Eigentlich hatte Nyck de Vries kaum noch Chancen auf eine Formel-1-Karriere, er stand vor einem Engagement bei Maserati in der Formel E. Dann entzündete sich der Blindarm von Alex Albon, Stunden später saß De Vries als Ersatz im Williams, einen Tag später kam er in die Punkteränge – und am Freitag danach war er schon in Graz und unterschrieb er einen Vertrag bei AlphaTauri. Mit der Chance, 2024 oder 2025 Teamkollege seines Landsmannes Max Verstappen bei Red Bull Racing zu werden. Aber erst muss er sich beim Tost-Team aus Faenza beweisen, wie auch Tsunoda der seine letzte Chance bekommt. Liam Lawson, Ersatzfahrer, wartet bereits auf seine eigene Chance. Noch aber kann Tsunoda die Versprechen einlösen, die er einst bei Red Bull gemacht hat. Oder Red Bull über ihn.
Williams:
23 Alex Albon
2 Logan Sargeant
Der Letzte setzt auf die USA. Seit Sonntag ist es fix: der erst 21-jährige US-Amerikaner Logan Sargeant fährt 2023 Formel 1 bei Williams. Seine Nationalität hat ihm nicht geschadet, zumal Williams auf US-Investoren setzt. So gut wie Vorgänger Latifi wird er auch sein. Das Ziel: Williams muss endlich wieder zurück, zumindest wieder mal in die Top-8. Denn der letzte Platz in der Konstrukteurs-WM 2022 (und damit im ersten Jahr nach dem Tod von Sir Frank Williams) schmerzt nicht nur Nostalgiker.
Die Formel-1-Termine 2023:
Wichtig: Erstmals kommt die Formel 1 wieder nach Las Vegas (Bild ganz oben). Und: Spielberg – das Sensations-Event 2022 mit 303.000 (!) Zuschauern bekommt auch 2023 ein Sprintrennen am Samstag (1.Juli).
In Summe sind im nächsten Jahr sechs solcher Sprint-Events geplant.
05.03. Bahrain-GP, Sakhir
19.03. Saudi-Arabien-GP, Dschidda
02.04. Australien-GP, Melbourne
16.04. China-GP, Schanghai
30.04. Aserbaidschan-GP, Baku (Sprint)
07.05. Miami-GP, Miami
21.05. Emilia Romagna-GP, Imola
28.05. Monaco-GP, Monte Carlo
04.06. Spanien-GP, Montmeló
18.06. Kanada-GP, Montreal
02.07. Österreich-GP, Spielberg (Sprint)
09.07. Grossbritannien-GP, Silverstone
23.07. Ungarn-GP, Budapest
30.07. Belgien-GP, Spa (Sprint)
27.08. Niederlande-GP, Zandvoort
03.09. Italien-GP, Monza
17.09. Singapur-GP, Singapur
24.09. Japan-GP, Suzuka
08.10. Katar-GP, Doha (Sprint)
22.10. Austin-GP, Austin (Sprint)
29.10. Mexiko-GP, Mexiko-Stadt
05.11. São Paulo-GP, Interlagos (Sprint)
18.11. Las Vegas-GP, Las Vegas
26.11. Abu Dhabi-GP, Yas Island